Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

02.10.2005

Wie rational ist Abgrenzung der Wissenschaft?

Philosophie ist für Popper (1994b:385) in erster Linie "Abgrenzungswissenschaft", wo­mit er sich nur in einem beschränkten Sinn als ein Fortsetzer Kants sehen darf. Denn die Ab­grenzung zwischen Wissenschaft und Metaphysik ist Popper das zentrale Thema wis­sen­schaft­lich betriebener Philosophie. Und hieraus ergibt sich für ihn, die hergebrachte Philoso­phie in Methodologie aufzulösen.

Methodologie ist ein Vorschlag zur Regelung des Sprachspiels "empirische Wissenschaft". Es kann nicht die Aufgabe von Methodologie sein, inhaltlich vor zu entscheiden, welche Proble­me diejenigen der empirischen Wissenschaft sind. Alles das, dem sich ein Wissenschaftler mit em­pi­ri­schen Methoden zuwendet, gehört legitimer Weise zum Bereich der empirischen Wis­sen­schaften. Die Abgrenzung kann demnach nicht sein zwischen Wissenschaft einerseits und den "Pseudowissenschaften" Marxismus und Psychoanalyse andererseits, sondern zwischen wis­senschaftlicher und unwissenschaftlicher Beschäftigung mit marxistischen und psychoana­ly­tischen Theorien. Insofern Popper z. B. die marxschen Theorien nicht empirisch überprüft oder mit Alternativen konfrontiert, geht er mit diesen unwissenschaftlich um (wofür das Ob­jekt seiner Bemühungen nicht Schuld tragen kann). Poppers Fall vermag uns zu lehren, dass derjenige, welcher eine Methodologie vorschlägt, nicht unbedingt derjenige ist, der sie mit dem erforderlichen Scharfsinn anzuwenden weiß.

Die weitere philosophische Diskussion hat ferner gezeigt, dass die Methode der kritischen Prü­fung nicht auf die Methodologie empirischer Wissenschaften beschränkt bleiben darf. Die da­mit verbundene Konzeption des Fallibilismus muss durch die des Theorienpluralismus (Spin­ner 1974a) ergänzt werden und kann sodann zu einer Philosophie des Pankritizismus (Bart­ley 1987a) verallgemeinert und radikalisiert werden. Popper (1992b) zog sich hingegen auf Fideismus zurück, indem er das Bekenntnis zur Rationalität letztlich als eine Frage des mo­ra­lischen Glaubensbekenntnisses begriff. Demgegenüber tritt das Problem der Abgrenzung von Wissenschaft zurück gegenüber der Frage der theoretischen Bestimmung von Rationalität

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