Philosophie ist für Popper (1994b:385) in erster Linie "Abgrenzungswissenschaft", womit er sich nur in einem beschränkten Sinn als ein Fortsetzer Kants sehen darf. Denn die Abgrenzung zwischen Wissenschaft und Metaphysik ist Popper das zentrale Thema wissenschaftlich betriebener Philosophie. Und hieraus ergibt sich für ihn, die hergebrachte Philosophie in Methodologie aufzulösen.
Methodologie ist ein Vorschlag zur Regelung des Sprachspiels "empirische Wissenschaft". Es kann nicht die Aufgabe von Methodologie sein, inhaltlich vor zu entscheiden, welche Probleme diejenigen der empirischen Wissenschaft sind. Alles das, dem sich ein Wissenschaftler mit empirischen Methoden zuwendet, gehört legitimer Weise zum Bereich der empirischen Wissenschaften. Die Abgrenzung kann demnach nicht sein zwischen Wissenschaft einerseits und den "Pseudowissenschaften" Marxismus und Psychoanalyse andererseits, sondern zwischen wissenschaftlicher und unwissenschaftlicher Beschäftigung mit marxistischen und psychoanalytischen Theorien. Insofern Popper z. B. die marxschen Theorien nicht empirisch überprüft oder mit Alternativen konfrontiert, geht er mit diesen unwissenschaftlich um (wofür das Objekt seiner Bemühungen nicht Schuld tragen kann). Poppers Fall vermag uns zu lehren, dass derjenige, welcher eine Methodologie vorschlägt, nicht unbedingt derjenige ist, der sie mit dem erforderlichen Scharfsinn anzuwenden weiß.
Die weitere philosophische Diskussion hat ferner gezeigt, dass die Methode der kritischen Prüfung nicht auf die Methodologie empirischer Wissenschaften beschränkt bleiben darf. Die damit verbundene Konzeption des Fallibilismus muss durch die des Theorienpluralismus (Spinner 1974a) ergänzt werden und kann sodann zu einer Philosophie des Pankritizismus (Bartley 1987a) verallgemeinert und radikalisiert werden. Popper (1992b) zog sich hingegen auf Fideismus zurück, indem er das Bekenntnis zur Rationalität letztlich als eine Frage des moralischen Glaubensbekenntnisses begriff. Demgegenüber tritt das Problem der Abgrenzung von Wissenschaft zurück gegenüber der Frage der theoretischen Bestimmung von Rationalität
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