Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

Darstellung und Forschung


Die Reihenfolge in Geschichte und Darstellung des Modells

„Was für den Weg zur Entdeckung gelte, gelte nicht ebenso für die logische Struk­tur des Entdeckten." (Flasch 1981a:184)

„There is little doubt that the success of Neoinstitutional Economics will de­pend on finding the appropriate blend of theorizing and empirical work:" (Eggertsson 1990a:31)

Was Böhm-Bawerk wie ein Syllogismus oder eine andere Art apriorischer Dogmatismus [1]) im Stile der österreichischen Schule vorkommen musste, war nichts weiter als die von Marx von Hegel erborgte Art, eine qualitatives Modell (Nowak 1980a) sozialer Beziehungen als ein System miteinander verbundener Ka­tegorien (strukturell-genetisch; Zelený 1970a) darzustellen. Marx war sich dessen durchaus bewusst, dass seine Darstellungsweise diesen aprioristischen Eindruck hervorrufen musste. Er hat sie damit vertei­digt, dass diese schon von ihrer Funktion her einen anderen Weg nehmen muss als die Forschung. Zudem hat er sich zur Genüge mit Ricardos Abstraktionsverfahren herumgeschlagen, welches er anfangs noch strikt bekämpft hatte (Tuchscheerer 1968a). Allerdings sah er mit der Zeit doch keine bessere Alternative zur ökonomischen Methode der Modellbildung als ein bestimmt geartetes Verfahren schrittweiser Ab­straktion.

Wie die Geschichte der neoklassischen Theorie bis heute zeigt, ist der Weg der Abstraktion bei der Mo­dellbildung nicht ohne Fallstricke und ist daher wohl zu überdenken, wobei sicher­lich auch sich Zusam­menhänge zu der „Vision" der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Re­alität und der dabei implizierten Erkenntnistheorie und Begriffslogik ergeben. So ist z.B. wirk­lich nicht abzusehen, wie aus einem Markt­modell, das die Annahme der vollkommenen Vor­aus­sicht oder der vollständigen Markttransparenz zu­grun­de legt, Schlussfolgerungen über die Wirklichkeit ökonomischer Verhältnisse gezogen werden könn­ten. Dies wäre analog einem In­ge­nieur, der die Effizienz einer transatlantischen Schifffahrtslinie beurteilt unter der "Annah­me", im Atlantik sei kein Wasser. Sicherlich kann das spekulative Denken diesen Weg be­schrei­ten, und dann als Zusatz die weitere Annahme einführen, dass Wasser vorhanden sei. Ob dieses Vorgehen allerdings Sinn macht, vor allem, wenn man bei praktischen Schlussfol­ge­run­gen die zweite An­nahme vergessen sollte, liegt auf der Hand. Solche Modellbildungen kön­nen allenfalls als propädeutische Übungen der Begriffslogik oder der Mathematik betrachtet wer­den, als spielerische Erprobung des Idealtyps oder, so man will, als eine Akrobatik von „Ge­dankenexperi­menten".

„Logical analysis does not therefore have to free from the purely historical ac­ci­dentals and from the historical form the presentation of those really universal and absolutely necessary conditions under which the given system of interac­ti­on could only emerge and, having emerged, could continue to exist and deve­lop. The historical process itself does the work of this purification instead of and be­fore the theoretician. In other words, the objective historical process itself car­ries out the abstrac­ti­on which retains only the concrete universal moments of de­velopment freed from the historical form dependent on the concurrence of mo­re or less accidental circumstances. Theoretical estab­lish­ment of such mo­ments results in concrete historical abstractions. That was the principle by which Marx was confidently guided in analysing the categories of political eco­nomy ". [2])



[1]) „Since my topic is large and since it seems wise to limit my speech (...), I am forced to re­strict myself to a number of terse remarks. I trust you will excuse the somewhat dogmatic tone thereby necessitated. I regret that I can think of no alternative manner of presentation." (Feigl 1974a:1)

[2]) E. V. Ilyenkov, The Dialectics of the Abstract and the Concrete in Marx's Capital, Chapter 4 - Logical Development and Concrete Historicism. On the Difference Between the Logical and the Historical Methods of Inquiry

Keine Kommentare:

Blog-Archiv