d) Sind Prognose und Erklärung strukturanalog?
Popper unterstellt bei seiner Popperizismuskritik eine Strukturanalogie zwischen Kausalerklärung und Prognose. Erklärung, Voraussage und Retrodiktion sind logisch isomorph (Ryan 1973a:255). Also gelte für eine Prognose dasselbe logische Schlussschema wie für eine Erklärung:
„Aus einer Konjunktion von singulären Aussagen, die bestimmte relevante, vorliegende Randbedingungen in der Sprache der jeweiligen Theorie charakterisieren, und den Hypothesen der Theorie werden durch tautologische Transformationen (logische Schlussverfahren) singuläre Aussagen über das zukünftige Geschehen abgeleitet. Eine wissenschaftliche Vorhersage ist demzufolge immer an die in der Sprache der jeweiligen Theorie konstatierten, vorliegenden Bedingungen geknüpft, gilt also immer nur ‘bedingt’." (Albert 1967b:136)
Eine rationale Voraussage ist jedoch auch dann schon möglich, auch wenn keine bewährten nomologischen Aussagen vorliegen (Stegmüller 1969a). Denn es gibt noch andere rationale Möglichkeiten der Begründung außer durch Gesetzesaussagen. Doch auch Stegmüllers Explikation wurde angegriffen:
„Das 'Gegründetsein’ des Begrifflichen in der Anschauung scheint in ein Beruhen der Sachverhalte auf der Sprache verwandelt zu werden. Was aber mit den Termen ‘Sachverhalt’ usw. gemeint ist, bleibt unklar, und es zeigt sich, dass die ganze Frage des Erklärens und der Begründung nicht ohne eine exakte Analyse der Entitäten, die jeweils postuliert werden, geklärt werden kann." (Reenpää 1974a:518)
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