a) spontan oder experimentell herstellbar
„Popper unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Arten der Voraussage, zwischen ‘Prophezeiungen’ und ‘technologischen Prognosen’. Eine ‘Prophezeiung’ sagt etwas über ein Ereignis aus, das auf keinerlei Weise verhindert werden kann. Als Beispiel erwähnt Popper das Auftreten eines Taifuns. ‘Technologische Prognosen’ sind konstruktiv ‘und teilen uns mit, welche Maßnahmen wir ergreifen können, wenn wir bestimmte Resultate erzielen wollen.’ Als Beispiel führt Popper an, dass ein Schutzraum auf bestimmte Art gebaut sein muss, wenn er einem Taifun widerstehen soll. Was Popper eine ‘Prophezeiung’ nennt, ist eine unbedingte Prognose mit technologisch nicht beeinflussbaren Randbedingungen. Eine ‘technologische Prognose’ ist eine bedingte Prognose mit technologisch beeinflussbaren Randbedingungen." (Andersson 1988a:22)
Ob ein Ereignis "spontan" auftritt und vielleicht nur dabei beobachtet werden kann oder ob es durch den Experimentator selbst herbeigeführt, d.h. durch ihn verursacht wird, berührt jedoch die Logik von "Erklärung", die beidem zugrunde liegt, in keinster Weise.
Poppers Dichotomie Prophetie vs. Prognose entspricht entgegen allem demonstrierten Aufwand kein wesentlicher Unterschied in den Verfahrensweisen von "Prognostikern" und "Propheten". Ob ein zukünftiges Ereignis von Menschen herstellbar ist oder ohne weiteres menschliches Zutun eintrifft, berührt nicht die Logik wissenschaftlicher Erklärung. Eine Terminologie, die uns zwingt, Meteorologen "Propheten" zu nennen, nur weil sie das Wetter nicht selber machen, klingt nicht nur absurd.
Wenn Popper (1987a:36) zwischen der "Prophetie" als der Prognose von Ereignissen und der "technologischen Prognose" unterscheidet, so läuft diese Unterscheidung nicht auf eine erkenntnislogische Unterscheidung zweier Arten von Wissenschaft (noch weniger von Pseudo-Wissenschaft und Wissenschaft) hinaus, sondern betrifft stattdessen die Anwendungsweise von Wissenschaft.
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