Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

a) spontan oder experimentell herstellbar

a) spontan oder experimentell herstellbar

Popper unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Arten der Voraussage, zwi­schen ‘Prophe­zeiungen’ und ‘technologischen Prognosen’. Eine ‘Pro­phe­zeiung’ sagt etwas über ein Ereignis aus, das auf keinerlei Weise verhindert werden kann. Als Beispiel erwähnt Popper das Auftreten eines Taifuns. ‘Tech­no­logische Progno­sen’ sind konstruktiv ‘und teilen uns mit, welche Maßnahmen wir er­greifen können, wenn wir bestimmte Resultate erzielen wollen.’ Als Bei­spiel führt Popper an, dass ein Schutzraum auf bestimmte Art gebaut sein muss, wenn er einem Tai­fun widerstehen soll. Was Popper eine ‘Prophezeiung’ nennt, ist eine un­be­dingte Prognose mit technologisch nicht be­einfluss­baren Randbedingungen. Ei­ne ‘tech­nologische Prognose’ ist eine bedingte Prognose mit tech­nolo­gisch beein­fluss­baren Randbedingungen." (Andersson 1988a:22)

Ob ein Ereignis "spontan" auftritt und vielleicht nur dabei beobachtet werden kann oder ob es durch den Experimentator selbst herbeigeführt, d.h. durch ihn ver­ursacht wird, berührt jedoch die Lo­gik von "Erklärung", die beidem zugrunde liegt, in keinster Weise.

Poppers Dichotomie Prophetie vs. Prognose entspricht entgegen allem demon­strierten Auf­wand kein wesentlicher Unterschied in den Verfahrensweisen von "Prognostikern" und "Pro­pheten". Ob ein zukünftiges Ereignis von Menschen her­stellbar ist oder ohne weiteres mensch­li­ches Zutun eintrifft, berührt nicht die Logik wissenschaftlicher Erklärung. Eine Terminologie, die uns zwingt, Meteo­rologen "Propheten" zu nennen, nur weil sie das Wetter nicht selber ma­chen, klingt nicht nur absurd.

Wenn Popper (1987a:36) zwischen der "Prophetie" als der Prognose von Ereig­nissen und der "technolo­gi­schen Prognose" unterscheidet, so läuft diese Unter­scheidung nicht auf eine er­kennt­nislogi­sche Unter­schei­dung zweier Arten von Wis­senschaft (noch weniger von Pseudo-Wis­senschaft und Wissenschaft) hinaus, son­dern betrifft stattdessen die Anwendungsweise von Wissenschaft.

Keine Kommentare:

Blog-Archiv