Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

Soziologie in Quarantäne

Popper bringt da nur eine feinere Variante ins Spiel, Soziologie zu diskre­ditieren:

„Da ich nun an die Sozialwissenschaften glaube, kann ich nur mit Unbehagen auf soziale Pseudo-Wissenschaften schauen." (Popper 1967a:114)

Er glaubt an die Soziologie, wie Eltern an die bürgerliche Zukunft ihres Kindes in den Flegeljahren glauben. Diese Herangehensweise [1]) führt keineswegs dazu, an­geb­liche Pseudo-Wissenschaft mit den empirischen Mitteln der Wissenschaft zu über­prü­fen, sondern möglichst a priori mittels der unter­stell­ten pseudo-wissen­schaft­­li­­chen Methodologie solches gerade zu umgehen. Nun gibt es sicherlich eine Menge empirischer Fakten, auf welche z.B. die marxsche Theorie be­zogen wer­den könnte. Davon ist aber bei diesen Kritikern von pseudo-Wissenschaft keineswegs die Rede. Kein Physiker würde es wohl der Mü­he wert ansehen, Ga­lileo oder New­ton nachzuweisen, dass ihr jeweiliges Wissenschafts­ver­ständnis den Wahr­heits­ge­halt der von ihnen nach­gewiesenen Fakten beeinträchtigen würde. Hier muss es also um etwas anderes ge­hen: Es werden politische und wissenschaftspolitische Konflikte unter dem Deckmantel von Methodologiekritik ausgetragen. Das wä­re noch nicht ein­mal weiter schlimm, wenn es dabei wenigstens zu irgendeinem Er­kenntnis­­fort­schritt käme und nicht bloß zu der Abschiebung der echten Streit­fra­gen auf sachfremde Ge­­biete, wo­mit diese kaum noch etwas zu tun haben und si­cher­lich nicht der Lösung näher ge­bracht wer­den.



[1]) wie Be­cker diese elf­meterreif for­mu­lierte: „Nicht nur die Wissenschaftsmethode wird sich als höchst irrational erweisen, auch der marx­sche Wissenschaftsbegriff selbst zeigt von Anfang an Elemente, die es nicht gestatten, ihn mit dem der empirischen Wissenschaften neuzeit­li­cher Prä­gung ineinszusetzen." (Becker 1972a:48)

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