Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

Platons Sozialpsychologie

Welty meint, gute Argumente gefunden zu haben, dass Platon selbst die offenbarte Wahrheit des Orakels von Delphi nicht anzuzweifeln in den Sinn gekommen sei. Ebenso­we­nig habe er die Lüge als Erscheinung und Erkenntnisproblem im Sinne der heutigen Sozial­psy­chologie ge­sehen:

„In light of the rationalism of Plato, it is perhaps not surprising that he shows no inkling of the possibility of socio-psychological deception, operating through influence processes." (Welty 1973a)

Dies kontrastiert indes recht seltsam mit dem Versuch Zeltners (1974a:11), das Kallikles-Ge­spräch des „Gorgias", wo die Frage nach Wert und Unwert von Rhetorik zur Frage der Ge­rech­tig­keit und des Ursprung des Ethischen hinüberleitet, als eine der ältesten Formulierungen eines Ideologieverdachts anzusehen. Dabei müssen sich aber beide Plato-Interpretationen einander nicht unbedingt völlig ausschließen. Nur erschiene das von Welty behauptete sozialpsy­cho­lo­gi­sche Defizit Platons dadurch doch in einem sonderbaren Licht.

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