Unter dieser Perspektive überrascht es sehr, wenn Bunge Popper für einen „Neokantianer" hält. Der unbeabsichtigte Witz wird zwar nicht verzeihlich, aber subjektiv einsichtig, wenn jemand seine Informationen über den deutschen Idealismus z.B. von solchen exquisiten Kennern deutscher Geistesgeschichte wie Popper bezogen haben sollte. Auch glaubt Bartley (1974a) einen Neokantianismus bei Popper ausfindig machen zu können, wenn auch mehr biographisch durch dessen Ausbildung als Schullehrer vermittelte Beziehung zur Würzburger Schule und zur Gestaltpsychologie (dieselbe psychologische Richtung, welche von Harrington (1996a) als typisch für deutschen Holismus konfisziert wird). Wie Wettersten (1992a) eindeutig nachweist, steht Popper über seinen Lehrer Bühler in der Tradition der Würzburger Schule (Külpe, Selz usw.), einer Denkpsychologie, die zur Gestaltpsychologie ziemlich kontrovers stand. Wenn man bemerkt, wie schwer sich Popper tut, den auf badisch-neukantianischem Boden stehenden Weber adäquat zu beurteilen, erwachsen erhebliche Zweifel an Bartleys biographischer Verortung. Falls man Popper einen Kantianer nennen kann, so natürlich nur in Bezug darauf, was Popper an Kant gefallen hat, jedenfalls nicht im Hinblick auf den transzendentalen Idealismus. Das ist aber die „Kopernikanische Wende", wofür aber gerade Kant in den Annalen der Philosophie verzeichnet steht. In Analogieschluss stünde dann nichts im Weg, Popper als Marxisten zu bezeichnen. Man müsste von Marx nur historischen Materialismus, Dialektik und sonst ein paar Kleinigkeiten weglassen. Ein Nominalist darf naturgemäß solches Etikettieren einfach als eine völlig ins subjektive Belieben gestellte Veranstaltung ansehen.
Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends
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