Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

Individuum oder Gesellschaft

So beruht gerade auch das grundlegende ideologische Argument des Globalismus gewisser­maßen in einer „Situationslogik", welche alle Handelnden scheinbar zwingt, sich in das durch den Welt­markt auferlegte Los zu fügen und das Spiel trotz schlechter Laune mitzuspielen. Dass es sich aber um ein Spiel handelt, gibt zu bedenken, dass die Regeln dieses Spieles selber auch irgendwann von irgendje­mand politisch festgelegt worden sind.

Wie Bunge [1]) und vor ihm schon Marx [2]) gesehen hat, eröffnet diese Fragestellung eine fal­sche Alternative, nämlich ob man den Wald oder die Bäume sehen will. Immerhin birgt die­ses Problem genügend methodologische Fallstricke. Die Untersuchung der einschlägigen Pro­blem­ge­schichte zeigt jedoch, dass die Vertreter einer Extremposition diese, wenn es zur kon­kre­ten soziologischen Analyse eines Gegenstands kommt, diese nie zum bitteren Ende durch­hal­ten kön­nen, sondern oft in einem selbstmörderischen salto mortale unfreiwillig bei dem an­de­ren Extrem anlangen, wie zum Beispiel die Möchte-gern-methodologischen-In­di­vidua­li­sten bei der „kommu­nistischen Fiktion" einer Ein-Mann-Gesellschaft oder einer Robinson-Öko­no­mie, wo dann die gesamte Nationalökonomie zur vertrauten Betriebswirtschaftslehre ver­nied­licht wird. Damit drückt die Mikroökonomie freilich nur ihre eigene Borniertheit aus, dass sie nämlich in Wahrheit aus dem geistigen Dunstkreis der Betriebs­wirtschaftslehre nie her­aus­ge­tre­ten ist. Und es brauchte nur einen Hayek oder Popper, ihr philoso­phisch zu bestätigen, dass mehr zu versuchen eine Anmaßung des Wissens sei, sie aber ganz stolz auf das Erreichte sein dür­fe.



[1]) Auch Agassi (1993a:220) hat die Falle des Alternativradikalismus von Individuum und Ge­sellschaft erkannt: „... they cling to the classical dichotomy between extreme individualism (psycho­logism) and collectivism."

[2]) "Der reale Humanismus hat in Deutschland keinen gefährlicheren Feind als den Spiritualis­mus oder den spekulativen Idealismus, der an die Stelle des wirkli- chen individuellen Menschen das »Selbstbewusstsein« oder den »Geist« setzt und mit dem Evangelisten lehrt: »Der Geist ist es, der da lebendig macht, das Fleisch ist kein Nütze.« Es versteht sich, dass dieser fleischlose Geist nur in seiner Einbildung Geist hat. Was wir in der bauerschen Kritik bekämpfen, ist eben die als Karikatur sich reproduzierende Spekulation. Sie gilt uns als der vollendetste Ausdruck des christlich-germanischen Prin­zips, das seinen letzten Versuch macht, indem es »die Kritik« selbst in eine transzendente Macht verwandelt. " (Marx/Engels, Die heilige Familie:2)

Keine Kommentare:

Blog-Archiv