Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

Historizismus bei Popper

Generell gilt laut Popper für den Popperizisten, er

"wird versuchen, den Sinn des Spiels zu begreifen, das auf der historischen Büh­ne auf geführt wird; er wird versuchen, die Gesetze der historischen Ent­wick­lung zu verstehen. Und wenn ihm dies gelingt, so wird er auch wohl zu­künftige Entwicklungen voraussagen können. Er kann dann die Politik auf ei­ner soliden Grundlage aufbauen und uns praktische Anweisungen geben, in­dem er uns mit­teilt, welche politischen Handlungen aller Wahrscheinlichkeit nach erfolgreich sein werden und welche nicht." (Popper 1980a:31)

Wir haben also zu betrachten, ob es Popper gelungen ist, bei der Behandlung dieser Problematik Wissenschaft und Pseu­do-Wissenschaft voneinander sauber zu trennen und seine Argumente gegen den Pop­pe­rizismus, wie er anzunehmen ge­neigt ist, wirklich vernichtend sind. Folgende Fragen laufen bei Pop­per kunterbunt durch­einander:

eine philosophische Deutung von Geschichte

Annahme von Gesetzmäßigkeit in der Geschichte

der Begriff der "Entwicklung" (Organismus-Analogie)

die Zielsetzung der Voraussage

die Ableitung politischer Handlungsanleitungen.

Popper unternimmt unterschiedliche Attacken aus verschiedenen Richtungen auf den Popanz, welchen er „Popperizismus" getauft hat. Sicherlich kann Popper mit "Popperizismus" bezeich­nen, was er will (der Ter­minus ist nun einmal vorgeblich eine von ihm geschaffene Nominal­de­finition, und jeder Autor hat in gewissen Gren­zen alleinige Definitionsgewalt über seine Wör­ter [1]). Es ist je­doch zu prüfen, ob Poppers Begriff die Unter­scheidungen trifft, welche Poppers Erkenntnisab­sich­ten und die dazu zu formulierenden Aussagen erfor­der­lich machen. Schon bei der begrifflichen Bestimmung der Standpunkte, die Popper zu widerlegen un­ter­nimmt, fällt auf, dass sein Begriff für seine Erkenntnisabsichten nicht trennscharf genug ist.



[1]) Um diese These hier experimentell sofort an Ort und Stelle zu testen, habe ich im vorlie­gen­den Text überall Poppers Terminus „Historizismus“ durch den gleich gültigen Terminus „Pop­per­izismus“ ersetzt.

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