„Der neuere Positivismus sieht meist deutlicher, dass die Wissenschaft kein System von Begriffen ist, sondern ein System von Sätzen,..." (Popper 1984a:9)
„Theories, or propositions, or statements are the most important third-world linguistic entities." (Popper 1973a:157)
Popper (1979a:24) schwebt dabei eine bestimmte Konzeption von Sprache vor, und seine Polemik erfüllt schließlich den Zweck, diese bei seinem Leser durchzusetzen. Wenn er Theorien und Ableitungen aus ihnen für philosophisch wichtiger hält als Wörter und ihre Definitionen, so bevorzugt er damit eine bestimmte Art von Philosophie. Soweit er damit sachliche Problemorientiertheit gegenüber sprachlicher Genauigkeit oder formaler Präzision den Vorzug gibt, lässt sich kaum etwas dagegen sagen. Vielfach geht Popper jedoch in der Polemik so weit, derlei Fragen nicht nur als weniger wichtig, sondern überhaupt als unwichtig darzustellen. Und da geht er zu weit.
Darüber hinaus basiert diese Argumentation auf einer bestimmten Auffassung von Sprache und Logik. Diese darauf basierende methodologische Orientierung hat Albert so umrissen:
„Unter einer brauchbaren Wissenschaftslogik verstehen wir eine solche, die an die Stelle der alten Begriffsorientierung die Problemorientierung setzt, die die Akzentuierung von Definitionen zugunsten der Betonung von Hypothesen und Theorien fallen lässt, die vom konservativen Gebrauch methodologischer Überlegungen zur Dogmatisierung traditioneller Denkformen, Verfahrensweisen und Perspektiven zu ihrem kritischen Gebrauch übergeht und an die Stelle des statischen Gesichtspunktes einer Rechtfertigung des Bestehenden den dynamischen einer Förderung der Entwicklung durch kritische Diskussion setzt." (Albert 1964a:14)
Wohlgemerkt, geht es hier nicht um die Vorzüge der von Popper vorgeschlagenen Methodologie, sondern auf welche Weise er diese Methodologie in der Diskussion durchzusetzen sucht, gewissermaßen nämlich als das Richtmaß, das er an die Geschichte anlegt. Dabei wird dieses Richtmaß nicht begründet, sondern schlicht als die Position der modernen Wissenschaftslogik präsentiert.
Wichtig ist vor allem, welche Zwecke ein solches Wissenssystem erfüllen soll. Popper schwebt ein System theoretischer Aussagen vor, das holistisch ist, weil die Grundbegriffe durch das System implizit definiert werden. Ein solches System ist aber nur kontextabhängig zu verwenden und ist nicht modular; denn durch Hinzufügen neuer Informationen wird es sogleich in seiner Struktur verändert (Barr, Feigenbaum 1981a:150).
Stegmüller [1]) bringt ein Zweckmäßigkeitsargument für die Bevorzugung der Aussage gegenüber dem Begriff vor:
„Es ist zweckmäßiger, Sätze und nicht Wörter als die ursprünglichen sinnvollen Einheiten der Sprache aufzufassen. Denn Sätze oder Aussagen und nicht Wörter sind es, die wir im alltäglichen und wissenschaftlichen Gespräch behaupten und bestreiten; und nur Sätze kommt einer der Wahrheitswerte wahr oder falsch zu." (Stegmüller 1974a:6)
[1]) Stegmüllers (1973a) „non-statement view" ist eine Alternative zur hier erörterten Popper-Konzeption.
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