Popper beansprucht, das Problem der „Induktion“ dadurch gelöst zu haben, dass er es 1. als logisch unlösbar und 2. in das Problem der Demarkation von Wissenschaft umformuliert hat. Das Induktionsproblem ist aber genau genommen dieses: Vom Einzelnen aufs Allgemeine zu schließen ist nach den Regeln der deduktiven Logik unmöglich. Dennoch tun wir nicht genau dieses, aber ähnliches fortlaufend, und zwar unausweichlich, immer wenn wir von Bekanntem auf Unbekanntes, von Vergangenem auf Zukünftiges in einer gewissen Weise „schließen“.
Eine „Induktion“ [1]) im Sinne einer Verallgemeinerung einer wahren Tatsachenbehauptung hin zu einer universellen Aussage ist im Rahmen der deduktiven Logik nicht zwingend darlegbar. Poppers Falsifikationismus stützt sich daher auf die logische Asymmetrie von Bestätigung und Widerlegung: Nur ein Schluss von der Falschheit einer Tatsache auf die Falschheit der dieser entsprechenden universellen Aussage ist logisch zwingend. Im Hinblick auf den Stellenwert von Bewährung („corroboration“) von Hypothesen ist Popper jedoch systematisch unklar. Er schwankt zwischen einer empiristischen Einstellung und einer Einstellung, wonach Bewährungen eigentlich wissenschaftlich wenig interessante Abfallprodukte des Erkenntnisfortschritts seien. Erstrebt werden in erster Linie Widerlegungen! Agassi (1975a) hingegen gibt dieser Methodologie folgende strategische Wendung: Um Bestätigungen zu erhalten, müssen wir die stärksten Widerlegungen versuchen. Dabei ist streng zwischen den Kriterien zu unterscheiden, die zum einen für Wissenschaft, andererseits für Technologie und Technik gelten.[1]) Am Wörtchen "schließen" hängt hier selbstverständlich vieles, wenn nicht alles. Wer sich allein am Bezugsrahmen der logischen Deduktion orientiert, kommt nicht über die Vorstellung hinaus, dass gehaltserwieternde Schlussregeln logisch unmöglich sind. Doch schon wer metaphysische oder andere Zusatzprämissen ins Spiel lässt, kann eventuell interessante Schlüsse ableiten. Der Streit kann sich dann natürlich daran entzünden, welcher Art Zusatzprämissen fruchtbar sind. Außerdem kann man sich evtl. auch mit den mehr oder minder zufälligen Ergebnissen begnügen, welche heuristische Entdeckungsverfahren zu liefern in der Lage sind (Serebrjannikov 1974a). Es ist daher ohne weiteres zu begrüßen, dass sich ein Zweig der Künstlichen-Intelligenz-Forschung in dieser Weise mit Fragen und Verfahren der Induktion auseinandersetzt.
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