Heute aber, nach dem Abgang der Sowjetunion als Muster des realen Sozialismus, Smith als der bessere Prophet hervorgeholt (Yardeni, Moss 1990a). Wenn man Smith jedoch nicht einfach als Ideologen eines kapitalistischen Optimismus missbrauchen will, muss die Soziologie des Marktes (Albert 1964c) systematisch erforscht werden, schon um den Verdacht Marxens zu widerlegen, hierbei handele es sich um nichts anderes als eine Form der Herrschaft der Dinge über den Menschen. Dieser heute immer wieder nahe gelegte Vergleich zwischen der Sehergabe oder Visionskraft von Smith und Marx ist natürlich in dieser Form weit von wissenschaflicher Objektivität entfernt und bedürfte zumindest genauerer Kriterien und Untersuchungen:
"Unlike Smith, who predicted full employment with stable growth benefiting all social classes, Marx predicted growth punctuated with increasingly severe periods of depression, long-term increasing unemployment, and long-term concentration of wealth in the hands of a smaller class of owners of the means of the production." (Hudelson 1996a:117)
Produktionsfaktoren verschwinden gemäß dieser Logik vom Markt, sobald sie niemand mehr haben will, bestünden diese auch in Arbeitskräften. Die Frage stellt sich aber, ob die Marktrationalität, so wie sie historisch kontingent abläuft, die von uns gewünschte Art von Rationalität ist.[1])
"Geschäftige Torheit ist der Charakter unserer Gattung." (Kant XI:354)
Wie rational oder besser: pervers ist denn ein Allokationsmechanismus zu nennen, welcher die Bedürfnisse der Menschen am ehesten befriedigt, die dieser Befriedigung am wenigsten bedürfen? Oder Menschen dafür bezahlt, dass sie nicht arbeiten, obwohl wir in einer Welt der Knappheit leben? Wie jeder potentielle Kreditkunde oder Existenzgründer erfahren kann, geben Banken mit Vorliebe gerade den Leuten Geld, die solches schon übergenug haben.
"Der Markt ist aus soziologischer Perspektive eine erwerbsstrukturierende Institution unter anderen - wenn auch eine äußerst bedeutsame. Die Annahme, dieser Marktmechanismus setze sich angesichts von globalisiertem Wettbewerb in the long run gegen die 'institutionellen Begrenzungen' durch, ist eine Hypothese, die aus soziologischer Sicht dem Markt eine a priori nicht begründete und begründbare Sonderstellung gegenüber den anderen erwerbsstrukturierenden Institutionen einräumt." (Pries 1998a:171f)
[1]) "Among economic systems capitalism is the manic-depressive patient: exuberance, unbridled optimism, and euphoria—followed by gloom, listlessness, and depression. But no matter how often the cycle is repeated the patient always believes the latest boom will last forever, only to feel foolish again when the bubble bursts. And no matter how often the patient reverts to manic behavior when taken off medication, the economic 'psychiatric' establishment eventually succumbs to the patient’s pleas to be taken off medication during the 'ups'—freeing the exuberant economy from policy restraints—only to insist on placing the patient back on meds— re-application of necessary policy protections—when the unmedicated patient inevitably 'crashes.'" (Hahnel 1998a)
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