Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

b) Mit oder ohne Randbedingungen

b) Mit oder ohne Randbedingungen

Popper (1967a:115) kennzeichnet als "Prophezeiung", sobald eine Vorhersage "un­bedingt", d.h. unabhän­gig von Randbedingungen gemacht wird. Eine "Prophe­zeiung" sei dann also da­durch ge­kennzeichnet, dass sie ein logisch notwendiges Element von wissenschaftlicher Pro­gnose unterschlage.

Die logische Vollständigkeit der Darstellung von Prognosen einzufordern, ist von Popper si­cherlich rich­tig. Allerdings dürfte Unvollständigkeit ein Defekt sein, der prinzipiell stets heilbar ist durch explizites An­ge­ben der Bedingungen. Poppers Kri­tik geht insofern über die Unter­schei­dung zwischen einer (ggf. elliptischen) Argu­mentation und deren logischer Rekonstruk­ti­on hinweg. Aber nur einer logischen Rekonstruktion lässt sich eine Unvollständigkeit von Prämissen sinn­vollerweise vor­wer­fen. In der elliptischen Redeweise des theoretischen Schriftstellers kön­nen diese oftmals schlichtweg im­plizit verbleiben.

Andersson jedoch konfundiert zusätzlich die Frage der technischen Herstell­bar­keit von Rand­bedingungen mit der logischen Frage, ob Randbedingungen angege­ben bzw. notwen­dig sind:

„In der Astronomie werden im Allgemeinen unbedingte Prognosen abgeleitet, weil die Randbedingungen für astronomische Ereignisse wie z. B. Sonnenfin­ster­nisse von uns nicht beeinflusst werden können." (Andersson 1988a:22)

Auch wenn wir Sonnenfinsternisse nicht herstellen können, so benötigen wir doch, zumindest wenn wir nach dem Hempel-Oppenheim-Schema der nomolo­gi­schen Erklärung verfahren wol­len, die Angabe von bestimmten Randbedingungen, um aus einer astronomischen Theorie das besagte Ereignis zu prognostizieren.

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