b) Mit oder ohne Randbedingungen
Popper (1967a:115) kennzeichnet als "Prophezeiung", sobald eine Vorhersage "unbedingt", d.h. unabhängig von Randbedingungen gemacht wird. Eine "Prophezeiung" sei dann also dadurch gekennzeichnet, dass sie ein logisch notwendiges Element von wissenschaftlicher Prognose unterschlage.
Die logische Vollständigkeit der Darstellung von Prognosen einzufordern, ist von Popper sicherlich richtig. Allerdings dürfte Unvollständigkeit ein Defekt sein, der prinzipiell stets heilbar ist durch explizites Angeben der Bedingungen. Poppers Kritik geht insofern über die Unterscheidung zwischen einer (ggf. elliptischen) Argumentation und deren logischer Rekonstruktion hinweg. Aber nur einer logischen Rekonstruktion lässt sich eine Unvollständigkeit von Prämissen sinnvollerweise vorwerfen. In der elliptischen Redeweise des theoretischen Schriftstellers können diese oftmals schlichtweg implizit verbleiben.
Andersson jedoch konfundiert zusätzlich die Frage der technischen Herstellbarkeit von Randbedingungen mit der logischen Frage, ob Randbedingungen angegeben bzw. notwendig sind:
„In der Astronomie werden im Allgemeinen unbedingte Prognosen abgeleitet, weil die Randbedingungen für astronomische Ereignisse wie z. B. Sonnenfinsternisse von uns nicht beeinflusst werden können." (Andersson 1988a:22)
Auch wenn wir Sonnenfinsternisse nicht herstellen können, so benötigen wir doch, zumindest wenn wir nach dem Hempel-Oppenheim-Schema der nomologischen Erklärung verfahren wollen, die Angabe von bestimmten Randbedingungen, um aus einer astronomischen Theorie das besagte Ereignis zu prognostizieren.
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