Die besondere Problemperspektive der klassischen Ökonomie beschreibt Skourtos (1985a) folgendermaßen:
Wie hoch ist der Surplus, der in dem sich reproduzierenden kapitalistischen Wirtschaftssystem geschaffen wird?
Wie verteilt er sich zwischen Lohnarbeit, Kapital und Grundeigentum?
„Wir befinden uns jetzt mitten in Deutschland! Wir werden Metaphysik treiben müssen, wo und während wir politische Ökonomie treiben. (...) Wenn der Engländer die Menschen in Hüte verwandelt, so verwandelt der Deutsche die Hüte in Ideen. Der Engländer ist Ricardo, der reiche Bankier und ausgezeichnete Ökonom. Der Deutsche ist Hegel, simpler Professor der Philosophie an der Universität zu Berlin." (MEW 4:125)
„The direct relationship of labor to its products is the relationship of the worker to the objects of his production. The relationship of the rich man to the objects of production and to production itself is only a consequence of this first relationship, and confirms it. Later, we shall consider this second aspect. Therefore, when we ask what is the essential relationship of labor, we are asking about the relationship of the worker to production." (Marx ÖPM:513f)
Demnach ergriff der verwegene Marx schon im „Elend der Philosophie" im Laufe seiner Auseinandersetzung mit Proudhon die Gelegenheit, deutsche Metaphysik mit englischer Nationalökonomie zu konfrontieren und schien schon halbwegs vorauszuahnen, wie befremdlich all dies einem stocknüchternen Briten vorkommen musste. Es nimmt daher wenig wunder, dass einem studierten Ökonomen vom Fach der Cocktail, der dabei im Laufe von über 15 Jahren herauskam, schon beim ersten Schluck kräftig aufgestoßen ist. Die marxsche Arbeitswerttheorie (in Folge abgekürzt: AWT) wurde denn auch von der Linkskeynesianerin Robinson (1966a) erst einmal als ein phänomenal-kontinentaler Mystizismus angestaunt und dann unverzüglich als für den ausschließlich biedere Hausmannskost gewöhnten britischen Magen unverdaulicher „Hegelian stuff and nonsense" abgetan, von welchem Urteil insbesondere Bd. I des „Kapital" sich betroffen sah. Hierin zeigt sich aber nur wieder wie selten deutlich die Arroganz des naiven Positivismus, der alles philosophisch Unverständliche einfach als überflüssigen Unsinn eliminiert. Dass sie vielleicht eine „Übersetzung" der in der traditionellen philosophischen Sprache gehaltenen Darstellung in die zeitgenössische neopositivistische Terminologie benötige, dieser Gedanke ist Robinson anscheinend nicht gekommen. Was Marx im Bd. I abhandelt und Robinson nur als „Metaphysik" aufstößt, sind Fragen der Methodologie und der Modellkonstruktion sowie von Institutionalisierung und Werttheorie, die auch Robinson als Ökonom interessieren sollten. Der Grundirrtum des Metaphysik-Vorwurfs liegt aber darin, dass er die explizite Metaphysik der überlieferten Ökonomie grundlos anprangert, jedoch die eigenen metaphysischen Voraussetzungen nicht sieht oder sehen will. Eine solche Prämisse besteht beispielsweise schon darin, dass Robinson von einer Ontologie deutlich unterscheidbarer ökonomischer Beziehungen ausgeht, die der Ökonom nach Belieben mit seinem logisch-mathematischen Instrumentenkasten traktieren kann. Sowohl der Ökonomismus wie der Instrumentalismus lassen sich mit guten Gründen bestreiten. Verständlich wird dann aber, dass ein Lesen mit diesen Scheuklappen vor Augen mit Band I wenig anzufangen weiß.
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