Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

Wesen unterschiedlich begriffen

1) Definitionslehre,
2) Universalien-Streit
3) Verhältnis Begriff, Theorie, System, Modell, Sprache

1) Nach Popper (1979a:18) sind Definitionen unwichtig. Definitionen sind nach Pop­per (1984b) im Wesentlichen unwesentlich. Infolge dieser Problemleugnung er­geben sich bei einer Reihe von Poppertex­ten methodologisch bedingte Interpreta­ti­onsfragen, zum Beispiel bei der Be­stim­mung von Poppers „Essentialismus"-Positi­on. Dies wird dadurch noch erschwert, dass Popper zwei­felsohne seine Position mit der Zeit auch änderte, ohne dies immer jeweils in an­ge­mes­sener Weise deut­lich zu machen. Teilweise wird von ihm selbst eine Kontinuität be­haup­tet, wo die­se bei Lichte besehen nicht existent ist.

2) Popper möchte den Universalien-Streit überhaupt umgehen und sich auf eine me­tho­do­lo­gi­sche Alternative

1. zwischen zwei Optionen: methodologischer Nominalismus" bzw. Anti-Essen­ti­alismus" und Essentialismus" beschränken. Diese Alternative wird von ihm zu­sammengeworfen mit der Alternative
2. methodologischer Individualismus" und Holismus". Außerdem wird eine Affi­ni­tät dieser Alternative mit zwei anderen behauptet:
3. Nomologismus" vs. Popperizismus" und gesellschaftspolitisch:
4. Gradualismus" vs. Utopismus".

Inwieweit die behaupteten Zusammenhänge unter den vorgenannten Alternati­ven logisch zwin­gend sind, wird von Popper nicht näher analysiert, sondern all die­se pattern variables wer­den als schlechthin zwei dichotome Idealtypen einander ge­gen­über­gestellt. Die Abwei­chun­gen der philo­sophischen Texte von Platon, Aristo­teles, Hegel und Marx dienen weitgehend nur zur Il­lustration der beiden Ideal­ty­pen. Individuelle Abweichungen werden teilweise ge­nannt, in der Linienführung der Gesamtargumentation grundsätzlich aber unterdrückt.

3) Popper optiert für eine Theorienkonstruktion innerhalb der Sozialwissenschaf­ten, die sich an dem Modell der modernen Aussagenlogik (ursprünglich Carnaps Lo­gistik) orientiert. So wird ei­ne Aussagenorientierung einer Begriffsorientierung vor­gezogen. Dabei plädiert Popper letzt­endlich für eine holistische Theorie der Sinn­bestimmung von Aussagenkomplexen (Buch­sta­be-Wort-The­orie-Sprache). Er lässt dabei aber dahingestellt, wie diese Stellungnahme sich aus­wirkt auf seine Po­sitionen bezüglich Definitionslehre, anti-essentialistische Methodologie und Fal­sifikationismus. Dieser Sinn-Holismus ist vermutlich nicht kompatibel mit dem in der „Lo­gik der Forschung" entwi­ckelten Falsifikationismus, der vom logisch mess­baren Gehalt von Aus­sa­gen ausgeht.

Keine Kommentare:

Blog-Archiv