Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

02.10.2005

Welches "Sein" kann Ideen zugeschrieben werden?

Stellen wir uns als Ideen Computerpro­gramme und Daten vor, wie sie im welt­wei­ten Internet verfügbar sind:
Inwiefern existieren sie, wenn beispielsweise durch einen Chipfehler das Inter­net physisch zusammenbricht?
Gutenberg setzt die Pa­pier­fabrik und den deutschen Wald vor­aus; das Internet die europäischen Stromer­zeu­ger und die ostasiatischen Chipfabriken.
Alles fließt; doch Informationsströme werden di­rekt oder indirekt von Zahlungsströmen kontrolliert.

Das Thema Unsterblichkeit und Ewigkeit, womit Feuerbach seinen Zugang zur Kritik der Re­li­gion gefunden hatte, kehrt hier in neuer Einkleidung wieder
. Dazu fol­gendes Szenario: Wenn die logische Extension bzw. der Begriffsumfang des Be­griffs „menschliche Gattung" an einem Punkt der Erdgeschichte einmal der Null­men­ge entspricht (d.h. wenn der Mensch es endlich ge­schafft ha­ben sollte, der Ar­tenvielfalt auf dem Planeten Erde auch seine eigene Art zu sub­tra­hieren), wer wird dann Welt 2 bevölkern, um Welt 3 (z. B. die Computer- oder Parteipro­gram­me, die „olympi­sche Idee" etc.) benutzen zu können?

Mit anderen Worten: Wie existieren [1]) die­se Ideen weiter, wenn es niemand mehr gibt, der sie haben kann? Wenn, dann vermut­lich wie Software, für die keine Hardware mehr existiert und keine User. Oder wie Gott ohne Gläu­bige [2]). Dass uns das menschliche Pro­blem des Todes, d.h. der eigenen Endlichkeit, logi­sches Kopfzerbrechen bereitet, verweist, wie Feuerbach klar erkannt hat, auf die philosophische Be­deutung von Religion und des mit dieser verbundenen Begriffs der Ewigkeit.



[1]) „Now I am no more sceptical about the existence of my own self than Descartes was of his. But I also think (as did Descartes) that I shall die soon and that this will make little difference to the world, except to myself and two or three friends. Obviously the issues of one’s own life and death are of some significance, but I conjecture (and I think Descartes would agree) that my own existence will come to an end without the world’s coming to an end too. This is a commonsense view, and it is the central tenet of what may be termed ‘realism’." (Popper 1973a:35)

[2]) Das ist Feuerbachs zentrales Thema.

Keine Kommentare:

Blog-Archiv