Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

02.10.2005

Thesen über Popper (6)

Wenn man bedenkt, dass Poppers Schriften aufgrund ihrer viel gerühmten „Les­barkeit“ gerne zur Einführung und dadurch, so darf man vermuten, zunehmend an Stelle der Ori­gi­nalauto­ren [1]) herangezogen werden, ist eine epidemische Ver­brei­tung [2]) Pop­pers hinterlassener phi­lo­sophiegeschichtlicher Legenden das direkte Ge­­­gen­teil von Auf­klä­rung, ja angesichts der de­mon­strierten Ignoranz der von Pop­per angewand­­ten „Me­thode der Kritik“ und des damit trans­portierten simplifizierten Ge­­schichtsbilds beinahe schon Jugend gefährdend zu nennen. Ju­gend bleibt so näm­lich un­auf­geklärt über die Geschichte der eigenen Gesellschaft, Sprache und Kul­tur.



[1] ) Poppers Leser setzen gemeinhin voraus, dass er Platon, Aristoteles, Hegel und Marx nicht nur gelesen, son­dern auch verständig rezipiert habe. Nur die wenigsten aber würden dieselbe Behauptung für sich selbst in An­spruch nehmen. "A man who reads a book with understanding is a rare creature." (Popper 1973a:115)
Es wäre jedoch eine gewaltige Verkennung, Popper als den Experten für Philosophiegeschichte zu versehen. Was er als anscheinend solche erzählt, dient nur dem Selbstdarstellungszweck. Nicht aber ist es eine Geschichte der Problemstellungen der betreffenden Philosophen. In ähnlicher Weise wirft Niehans Keynes vor, seine ei­gene Geschichte der Volkswirtschaftslehre fabriziert zu haben, die Meriten seiner eigene Theorie umso besser herausstreichen zu können – Geschichten, in Funktion genommen als Legitimationsideologie.

[2] ) Kierkegaard klagte an, dass der moderne Staat durch die Einführung der christlichen Staatsreligion das Chri­stentum abgeschafft habe (Löwith 1958a:176). So haben die Popper-Nachschwätzer den Kritischen Rationalis­mus durch dessen Verbreitung abgeschafft.

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