Dass jeder Philosoph und manch ein soziologischer Klassiker sein eignes System zu entwickeln sich gezwungen glaubte, steht nicht in Widerspruch zur kollektiven Entwicklung der Wissenschaft, weil ja jeder Philosoph notwendig an Vorgänger anknüpft. Schlimm ist nur, wenn jemand meint, tradierte Bindungen seines Faches mit ein paar hingeworfenen Schlagworten („verstaubt“, „dogmatisch“, „scholastisch“, „mystisch“, „19. Jahrhundert“ etc.) schlicht kappen zu können. Wenn dermaßen Kontinuität subjektiv abgeschnitten wird, kann diese sich objektiv schwerlich herstellen, ganz zu schweigen von einem Erkenntnisfortschritt gesprochen werden, sondern höchstens von einem bloßen „Herumtappen“. Es kommt also auch hier darauf an, in welcher Einstellung man einem Klassiker begegnet. Man muss ihnen kritisch begegnen; aber gerade hier setzt Kritik erst einmal Verstehen voraus. Eine klassische Theorie muss erst in ihrem jeweiligen historischen und metatheoretischen Kontext erschlossen sein, um effektiv für die Gegenwart wertvoll werden zu können. Hier scheint mir das größte Problem zu liegen: Dass die gegenwärtigen Vertreter eines Faches nicht mehr dieselbe Sprache sprechen und über die notwendigen historischen Kenntnisse verfügen, um überhaupt Zugang [1]) zu den Klassikern zu erlangen. Leider zimmert sich bis heute noch jeder Sozialwissenschaftler mehr schlecht als recht sein eigenes Geschichtsbild von der Disziplin, und dies in Abhängigkeit davon, welchem Paradigma er zur Zeit Treue geschworen hat. Der Kampf der Paradigmata wird dann zurückprojiziert auf die sog. "Theoriegeschichte", wobei diese dann unausweichlich zum Neben- oder Ersatzkampffeld wird.
Merton begründet seine Kritik an den „totalen Systemen“ damit, dass jeder Theoretiker glaube, von vorne anfangen zu müssen [2]); deshalb sei keine kumulative Entwicklung möglich gewesen. Demgegenüber weist Parsons nach, dass innerhalb der Soziologie eine theoretische Konvergenz feststellbar sei. Auf keinen Fall kann von einer Beziehungslosigkeit der Systeme untereinander gesprochen werden, genauso wenig wie in der Philosophie, wo die Tendenz zur Systembildung noch sehr viel stärker ausgeprägt ist. So gesehen, leidet Mertons Plädoyer für eine stärkere Verknüpfung von Theorie und Empirie unter einer polemischen Verzeichnung der Theoriegeschichte sowie der Funktionalität genereller Theorie; vermutlich der Hauptgrund, warum Mertons Plädoyer zum Teil heftigen Widerspruch provoziert hat. Es steht sogar stark zu bezweifeln (Giddens 1971a:xvi), ob die Klassiker von sich aus ein solches groß angelegtes System zu produzieren beabsichtigten, wie es ihnen die Rezeption und die dieser folgende Kritik einfach wie selbstverständlich unterstellen.
Eine Rezeptionsschwäche gegenüber wissenschaftsgeschichtlich tradierten Ansätzen ist aber jedenfalls eine unökonomische Forschungsstrategie [3]). Vom Standpunkt des Fallibilismus und Theorienpluralismus aus ist eindeutig die Strategie vorzuziehen, aus der Theoriegeschichte Alternativen zur jeweiligen main-stream-Doktrin zu gewinnen:
„... the history of science is studied to develop new theories that are heretical to the current ones.” (Negishi 1985a:1)
Ein Theorienpluralismus ist weiß Gott nicht eine methodologische Idealsituation, die sich von selbst herstellt. Sie muss von kritischen Wissenschaftlern immer wieder neu hergestellt werden! Es gibt aber zweierlei Arten, wie man streben kann, von der überlieferten Theorietradition zu profitieren:
(1) kann man die Klassiker als einen Steinbruch benutzen. So hat beispielsweise auch Schütz bei Weber das Konzept des Idealtyps geborgt, um es in einem anderen metatheoretischen Kontext, seinem ursprünglichen Sinnzusammenhang verfremdet, zu gebrauchen (Prendergast 1986a). Was Schütz recht war, ist Esser (1991a) billig, und verfremdet dessen Ansatz zu einem RC-Erklärungsversuch. Kiser und Hechter (1991a:16) finden in der marxschen Theorie, obwohl viele Prognosen sich als falsch erwiesen hätten, interessante Kausalmechanismen zur Erklärung sozialer Prozesse.
(2) Man kann den Kontext einer historischen Totalität eines theoretischen Zusammenhangs ehren und versuchen, eine Kategorie in ihrem Zusammenhang mit dem ursprünglichen Problem ihres Schöpfers zu verstehen. (Das ist das Feld der Hermeneutik und der Problemgeschichtsschreibung.)
Es liegt kein Grund vor, (1) gegenüber (2) vorzuziehen. Beide Perspektiven sind berechtigt und jede zu ihrem Zweck zu gebrauchen, wie sie sich auch gegenseitig voraussetzen. Man darf diese Perspektiven jedoch nicht verwechseln oder durcheinander werfen.
Wer der nach dem Zweiten Weltkrieg praktizierten Ausrichtung der westdeutschen Soziologie auf die USA nachgefolgt ist, bleibt demnach auf den Reimport deutschen Wurzelgemüses, gefiltert durch die Rezeption [4]) von Parsons, Gerth, Mills, Merton u. a., angewiesen (vgl. Dahrendorf, zit. bei Schelsky 1967a:29). Wenn Hegel oder Marx Propheten waren, so hat sich an ihnen die Prophezeiung erfüllt: Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande. Ist Hegels Philosophie als eine deutsche Spinnerei anzusehen, so war diese doch gründlich, und deutsche Gründlichkeit [5]) ist schon immer ein Exportschlager auf dem Weltmarkt gewesen. Während so Hegel (1930b:LXXIV) noch die deutsche Gründlichkeit als Zufluchtsort der Philosophie wähnen durfte, so erfolgten spätestens von Marx an bis hin zu Popper, König, Albert und gegenwärtig wieder Eßbach (1995a) mit Schmähworten auf das gesellschaftliche und geistige Modernitätsdefizit der Gesellschaft der Deutschen der forcierte Import sozialwissenschaftlicher hi-tec-Werkzeuge aus dem westlichen Ausland. Derlei rhetorische Figuren dienen als Kommunikationsverstärker und verknöchern schließlich zu einem kulturellen Habitus, werden so Teil des eigenen Selbstverständnisses. Die List der Vernunft zeigt sich schließlich aber darin, dass immer nur dasjenige wahrhaft rezipiert werden kann, was dem eigenen Fragehorizont wirklich entspricht. Wer nur der ausländischen Mode hinterher läuft, fördert vielleicht im Augenblick seine Karriere als Ideenimporteur, wird auf Dauer aber wenig Ertrag ernten, weil schon die nächste Baisse der Mode sein frisch investiertes Umlaufkapital zur Umdisposition zwingt.
Habermas (1992a:36) in einer kosmopolitischen Anwandlung wendet sich gegen die These eines „amerikanischen Wissenschaftsimperialismus“ nach dem Zweiten Weltkrieg und meint, eher von einer wechselseitigen Beeinflussung gerade aufgrund der Emigration deutscher Wissenschaftler sprechen zu können. Gegensätzlicher Meinung ist Schelsky [6]). Als Speerspitze des Amerikanismus in der deutschen Nachkriegs-Soziologie galt lange Zeit König, was in persönlich pointierten Kontroversen mit Adorno und Schelsky sich äußerte. Fakt dürfte aber sein, dass die deutsche Soziologie 1945 in vieler Hinsicht eine Zäsur mit dem in der Vergangenheit Erreichten erfahren hat. Damals herrschte bei den meisten ein Bewusstsein vor, man fange in der Stunde Null [7]) auch bei Null wieder an, was tatsächlich natürlich nie der Fall war. Schelsky (1967a:37) erklärt dies dadurch, dass die deutsche Soziologie ihr Repertoire schon vor 1930 erschöpft habe und daher schon deswegen die Emigranten im Ausland dann relativ schnell zu neuen Richtungen übergegangen seien. Mills (1963a:173) hinwieder hält es als bezeichnend für die Gedankenarmut des in den USA vorherrschenden abstrakten Empirismus, dass deren Vertreter vielfach noch von deutschen Problemtraditionen zehrten.
Ein Bundespräsident wagte es auszusprechen, dass er die nationalistische Phrase: "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein!" nicht unterschreibe. [8]) Nun, ich bin stolz darauf, Kant und Hegel, Marx und Weber in der Ursprache (abgesehen von den allfälligen Zitaten) lesen zu können.[9])
Es ist aber in Philosophie und der sozialwissenschaftlichen Theorie sowieso das Problem, dass jeder einzelne Theoretiker glaubt, mit seinen eigenen theoretischen Bemühungen quasi bei Adam und Eva anfangen zu müssen und seinen nur ihm eigentümlichen Standpunkt schaffen zu müssen.[10]) Dieser Turmbau zu Babel bringt natürlich außerordentliche Kommunikationsprobleme mit sich innerhalb von Forschung und Lehre, aber auch in der Politikberatung und Anwendung. Denn gerade hier ist Teamarbeit angesagt; es kann nicht alle halbe Stunde der theoretische Bezugsrahmen und die Terminologie für eine Datensammlung geändert werden.
Während Ricardo und Marx schon bei der Analyse der Differentialrente intuitiv Gedanken der Differentialrechnung verwandten, wurde letztere das Hauptinstrument der subjektivistischen Ökonomie. Da aber deren Initiatoren wie Menger, Wieser und Böhm-Bawerk die höhere Mathematik nicht kannten, haben sie dieselbe 200 Jahre nach Newton und Leibniz zum dritten Male erfunden (Lange 1964a:290, Anm.47; Schumpeter 1965a). Es ist zwar nicht immer umsonst, dass das Rad im Laufe der Geschichte der Menschheit mehrfach erfunden worden ist. So wie Merton das Phänomen der mehrfachen Entdeckung („multiples“ [11]) für die Wissenschaftssoziologie fruchtbar gemacht hat, ist umgekehrt sicherlich auch das Phänomen kollektiven Vergessens sehr bedeutsam für dieselbe, worüber sich leicht evolutionstheoretisch das Kreuz schlagen lässt.[12])
Das jeweilige time out einer bestimmten philosophischen Traditionslinie zeigt, dass die Fokussierung auf Neues immer auch Altes kostet.[13])
"Es ist aber ein für allemal vergebens, wenn die substantielle Form des Geistes sich umgestaltet hat, die Formen früherer Bildung erhalten zu wollen; sie sind welke Blätter, welche von den neuen Knospen, die an Ihren Wurzeln schon erzeugt sind, abgestoßen werden." (Hegel: Wissenschaft der Logik:5.)
Das Problem des Erkenntnisfortschritts besteht dann nicht so sehr darin, Neues zu entdecken, d.h. in der Förderung der Kreativität, sondern dass das Neue sich durchsetzt und anerkannt wird: die Mechanismen sozialer, ökonomischer und politischer Zensur, aber auch von promotion und Propaganda. Dass offizielle Zensur auch den Absatz eines Werkes fördern kann, hat schon Heine [14]) mit spöttischem Dank quittiert. Eine unerbittliche Zensur verstärkt in so unglaublicher Weise die Wirkung eines unterdrückten Gedankens, dass es ein verzeihlicher Irrtum erscheint, dass kritische Intellektuelle wie z.B. die Junghegelianer die Wirkung ihrer Schriften auf die Entwicklung der Gesellschaft maßlos überschätzten. Lenin zum Beispiel erlebte für das damalige zaristische Russland die angenehme Überraschung eines „Honigmonds des legalen Marxismus“ [15]). Derlei Paradoxa der sozialen Kontrolle bewähren nur, dass Zensur vielfach Geburtshelferdienste bei der Verbreitung kritischer Aufklärung leistet, z. B. indem sie erst einen schwarzen Markt für die unterdrückten Informationen schafft.
[1]) "Man führt Klage über die Bettler im Süden, und man vergisst, dass ihr Beharren vor unserer Nase so gerechtfertigt ist wie die Obstination des Gelehrten vor schwierigen Texten. Kein Schatten des Zögerns, kein leisestes Wollen oder Erwägen, das sie in unseren Mienen nicht ausspürten." (Benjamin 1955a:122)
[2]) "Das Reich des Gedankens philosophisch, d. i. in seiner eigenen immanenten Tätigkeit oder, was dasselbe ist, in seiner notwendigen Entwicklung darzustellen, musste deswegen ein neues Unternehmen sein und dabei von vorne angefangen werden; jenes erworbene Material, die bekannten Denkformen, aber ist als eine höchst wichtige Vorlage, ja eine notwendige Bedingung [und] dankbar anzuerkennende Voraussetzung anzusehen, wenn dieselbe auch nur hie und da einen dürren Faden oder die leblosen Knochen eines Skeletts, sogar in Unordnung untereinander geworfen, dargibt." (Hegel: Wissenschaft der Logik:12)
[3]) „In viel höherem Grade als beispielsweise in der Physik gilt für die Wirtschaftswissenschaft, dass die heutigen Probleme, Methoden und Resultate nicht völlig verständlich werden, ohne eine gewisse Kenntnis des Weges, auf dem die Wirtschaftswissenschaftler zu ihrer heutigen Denkweise gelangten. Überdies sind häufiger noch als in der Physik Resultate verlorengegangen oder Jahrhunderte lang unausgewertet geblieben." (Schumpeter 1965a:35)
[4]) Birnbaum (1963a:16, Anm.1) weist wie folgt nach: 1931 übersetzt Talcott Parsons Max Webers "Die protestantische Ethik"; H. Gerth und C. W. Mills, "From Max Weber: Essays in Sociology", N. Y. 1946; Auszüge aus "Wirtschaft und Gesellschaft" bringt Parsons 1947 mit "The Theory of Social and Economic Organisation".
[5]) "Die Gründlichkeit scheint zu erfordern, den Anfang als den Grund, worauf alles gebaut sei, allem voraus zu untersuchen, ja nicht weiterzugehen, als bis er sich fest erwiesen hat, im Gegenteil vielmehr, wenn dies nicht der Fall ist, alles noch Folgende zu verwerfen." (Hegel: Wissenschaft der Logik:30) So ist Gründlichkeit fast so viel wie Rechtfertigungsstrategie und axiomatischer Aufbau.
[6]) „In dieser Weise könnte die deutsche Soziologie innerhalb unserer Gesellschaft zu einem Instrument der Amerikanisierung, zumindest aber eines sozialen Konformismus zur amerikanischen sozialen Entwicklung werden und den belanglosen Provinzialismus einer Wissenschaft damit in einen fundamentalen Provinzialismus der Gesellschaft und ihrer sozialen Selbstbesinnung verwandeln helfen." (Schelsky 1967a:27)
[7]) „Endlich war die ‘Stunde Null’ erreicht, sie zu erleben war die Voraussetzung für jede neue Hoffnung. Das alte System war zerstört. Keine ‘Götterdämmerung’, Trauermärsche, Fanfaren und Trommelwirbel, der amerikanische Soldatensender verbreitete die Rhythmen von Glenn Miller. Ich war proamerikanisch, bevor die ‘re-education’ einsetzen konnte, ich fühlte mich durch die Amerikaner befreit. Befreit wovon? Von ‘Schicksalsmächten’, von unkontrollierbarer Gewalt, von Nibelungenmythen, allgemeiner gesagt: von ontologisierten Kollektivitäten." (Lepsius 1996a:185) Nach dem Bankrott des Dritten Reichs und damit gleichzeitig der geistigen und historischen Ansprüche seiner Bevölkerung war der „Westen" der willkommene Ausweg. Bei allem Respekt vor eigentümlichen Generationserfahrungen: Lepsius ist insofern signifikantes Beispiel (noch mehr Dahrendorf!) für das Weltanschaulich-Werden (die "Erdenfahrt") popperscher Kategorien-Wesen. Diese werden wie selbstverständlich von Lepsius in seiner retrospektiven Selbstdarstellung verwendet. Scheinbar logisch-universale Kategorien gerinnen zu Modi historisch-konkreter Erfahrung und finden damit Eingang in die Bildung des Zeitalters - ein Hinweis auf historische Gleichzeitigkeit, die Basis des Entstehens von Zeitgeist - ein schöner deutscher Begriff, welcher Popper jedoch reichlich suspekt vorkommt. Er hält es lieber mit der Liebe zu Platon. Die Erfahrung der Stunde Null durften die Deutschen, schicksalsverhaftete Angehörige einer ontologisierten Kollektivität, schon des Öfteren auskosten (Baumgarten 1964a:537): 1648 - 1807 - 1918. Sie sind ein "Volk der Wiedergeburt", so verklärt Lasson (1930b:VIII) anno 1919 die nationale Unglücks-Kette zum historischen Glücksfall.
[8]) Andere sprechen von einem "Verfassungspatriotismus". Ich halte das Grundgesetz im Hinblick auf die deutsche Geschichte für recht gelungen, aber in Anbetracht unserer politischen Klasse, deren Alltagsgeschäft es bekanntlich nicht erlaubt, ständig mit dem Grundgesetz unterm Arm herumzulaufen, für eine konkrete Utopie. Ein Verfassungsschützer kann sich daraus die uralte Frage ableiten: Ist jemand, der Regierungshandeln für verfassungswidrig hält, ein Feind des Staates bzw. der Verfassung? Mehr als ein Bundeskanzler verfuhr nach der Devise: Der Staat bin Ich. Man kann sich freilich auch mit Popper trösten, dass es schon Schlimmeres als die Gegenwart gegeben hat und in der Zukunft geben könnte.
[9]) Und dass ich mit Microsofts Deutsch-Version passabel zurecht komme. Unerbittlicher als die Dudenredaktion streicht mir die Rechtschreibprüfung Fremdsprachiges rot an - bis sie freiwillig ihren Dienst quittiert.
[10]) "Kam Harbert Marcuse nie auf den Gedanken? - nein: ein Gedanke ist das gar nicht, sondern es ist die Erfahrung, die Weltgeschichte vermittelt, und wahrscheinlich die einzige konstante Erfahrung: dass 'von vorne beginnen' geradezu die Formel ist für Geschichte? Sisyphus-Arbeit. Als ob nicht immer, immer die 'alte Scheiße von vorne beginnen' würde - für jede Generation!" (Hochhuth 1970a: 125)
[11]) Fuller bringt den grundsätzlichen Einwand, dass die Multiplizität von Entdeckungen genau wie der Konsensus der Wissenschaftler-Gemeinde nichts weiter als eine Fiktion von Wissenschaftshistorikern darstelle; siehe diesbezüglich die Anti-Kritik von Kim (1996a:7).
[12]) “To do anything and to add to this tangle, you have to know all the particulars of the history, or anyway the resultant mess, that is underneath all these things that you see. There’s a motto that goes way back in software: ‘Don’t be afraid to start over.’ I propose to start over.” (Nelson 1999a)
[13]) „The number of those committed to these moribund paradigms dwindles to extinction as death takes its toll among the current population of scientists and the intractability of serious anomalies combined with a lack of success in normal puzzle solving makes recruitment among the young impossible. By contrast, the new consensus paradigm which has had some success at normal science puzzle solving is able to recruit fresh recruits who soon become indoctrinated through tacit instruction with the same general set of desiderata priorities which are abstractly shared by others already working within the paradigm. In other words, I am claiming that the differential survival of individual desiderata arrays is a product of differential selection affected through the mechanism of membership selection." (Ransom 1997a)
[14]) "Ich glaube, es ist nicht Talentlosigkeit, was die meisten deutschen Gelehrten davon abhält, über Religion und Philosophie sich populär auszusprechen. Ich glaube, es ist Scheu vor den Resultaten ihres eigenen Denkens, die sie nicht wagen, dem Volke mitzuteilen. Ich, ich habe nicht diese Scheu, denn ich bin kein Gelehrter, ich selber bin Volk. Ich bin kein Gelehrter, ich gehöre nicht zu den siebenhundert Weisen Deutschlands. Ich stehe mit dem großen Haufen vor den Pforten ihrer Weisheit, und ist da irgendeine Wahrheit durchgeschlüpft und ist diese Wahrheit bis zu mir gelangt, dann ist sie weit genug: - ich schreibe sie mit hübschen Buchstaben auf Papier und gebe sie dem Setzer; der setzt sie in Blei und gibt sie dem Drucker; dieser druckt sie, und sie gehört dann der ganzen Welt." (Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland:15)
[15]) „In einem absolutistischen Lande, wo die Presse völlig versklavt ist, in der Epoche einer wüsten politischen Reaktion, die die geringsten Anzeichen von politischer Unzufriedenheit oder Protest verfolgt, bricht sich plötzlich in der unter Zensur stehenden Literatur die Theorie des revolutionären Marxismus Bahn, dargelegt in einer äsopschen, aber für alle ‘Interessierten’ verständlichen Sprache." (Lenin 1962a:45)
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