Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

02.10.2005

Poppers absolute Wahrheit

Popper folgte der Korrespondenztheorie der Wahrheit, nachdem Tarski (1956a) ihm dieselbe befriedigend [1]) expliziert [2]) habe.

„Wir nennen eine Aussage ‘wahr’, wenn sie mit den Tatsachen übereinstimmt oder den Tatsachen entspricht oder wenn die Dinge so sind, wie die Aussage sie darstellt. Das ist der sogenannte absolute oder objektive Wahrheitsbegriff, den jeder von uns dauernd verwendet. Eines der wichtigsten Ergebnisse der modernen Logik besteht darin, dass sie diesen absoluten Wahrheitsbegriff mit durchschlagendem Erfolg rehabilitiert hat." (Popper 1969b:117; vgl. 1973a:60; 1992b:460ff)

Dagegen wird traditionsgemäß und neuerdings gerade auch von Seiten des Pragmatismus immer wieder das sog. „Vergleichsargument" vorgetragen: es könne nicht gelingen, die Korrespondenz befriedigend zu formulieren (McDermid 1998a).

Wenn man aber einmal voraussetzte, die Frage der empirischen Wahrheit sei zufriedenstellend gelöst, so wäre es vielleicht denkbar, dass man metaphysischen Systemen zumindest im derivativen Sinne eine Wahrheit zuspräche, eine Art von philosophischer Wahrheit, die sich evtl. rückbezieht auf die Wahrheit der empirischen Theorien, die aus ihnen zwar nicht logisch deduziert werden können, aber dazu in geistigen Verwandtschaftsbeziehungen stehen.

Vielleicht kann die Rolle der Philosophie im Hinblick auf Wahrheit analog der von Definitionen, Terminologien, Modellen und Ontologien gesehen werden: Sie sind sprachliche Mittel, um wahre Aussagen zu formulieren, können aber selbst, an und für sich, nicht wahr sein. Ihre empirische Prüfung bzw. Kritik erfolgen indirekt, vermittelt über die empirischen Hypothesen, welche sie zu formulieren helfen, nach dem bewährten Motto: Mitgehangen, mitgefangen!



[1] ) "We can now say that what Tarski did was to discover that in order to speak about the correspondence between a statement S and a fact F, we need a language (a metalanguage) in which we can speak about the statement S and state the fact F." (Popper 1973a:316)

[2] ) Popper war dies jedoch keine Explikation bzw. Definition, sondern die Rehabilitation einer hergebrachten Sprechweise. Indes: Besteht der Ausweg aus "Wortklauberei" lediglich in noch größerer Wortklauberei?!

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