Dieses Beispiel einer Explikation bisher implizit verwandter Schlussweisen und theoretischer Erklärungsansätze innerhalb der Soziologie zeigt indes zumindest das eine, dass terminologische Klärungen kein Selbstzweck sind, sondern eine wichtige Funktion innerhalb der Theoriebildung und -entwicklung erfüllen. Daher müssen wir nicht so weit gehen wie Popper in seiner Zurückweisung eines utopischen Explikationismus bzw. Formalismus:
„... eine Theorie, die behauptet, dass wir ein Kriterium für die korrekte Benutzung oder Anwendung eines Wortes haben müssen, um seine Bedeutung zu erfassen, eine solche Theorie ist falsch. Wir haben praktisch niemals ein derartiges Kriterium." (Popper 1992b:464f)
Dass absolute Präzision nicht zu erreichen ist, impliziert noch lange nicht, dass Präzision bis zu einem gewissen Grade überhaupt wertlos und Begriffsexplikationen nichts als Wortklauberei darstellten. Popper schüttet hier mit dem Bade absolute Sprachpräzision das Kind „Definitionslehre" aus.
Popper schlägt an Stelle „Explikation" als eine sinnvolle Methode „Dialyse" vor, d.h.:
„neue Unterscheidungen machen - ad hoc, für den jeweils vorliegenden Zweck." (Popper 1979a:37)
Der wesentliche Unterschied zu „Explikation" ist für Popper wohl der, dass „Dialyse" nicht den Endzweck perfekter sprachlicher Genauigkeit verfolgt. Doch was für den einen ein Schritt zu einem Endziel darstellt, ist für den anderen „ad hoc". Ein anderer Grund für Popper (1973a: 111), sich grundsätzlich gegen die analytische Sprachphilosophie zu wenden: Die Alltagssprache vermag vielleicht Anregungen zu liefern, jedoch keine Argumente, die qua Abstammung aus der Umgangssprache für die Entscheidung irgendeiner Sachfrage autoritativ entscheidend wäre.
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