Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

Explikation ist keine Wortklauberei - zum Beispiel „Funktion"

"Mir selbst ist es schrecklich genug, wenn einer zu erklären anfängt, denn zur Not verstehe ich alles selbst." (Hegel, Wer denkt abstrakt?:2)

Der Nutzen einer Begriffsexplikation wird am Beispiel des Begriffs der sozialen Funktion de­monstriert. Dieser Begriff hat im Rahmen des Funktionalismus (Merton, Par­sons) eine zentrale Rolle gespielt.

Der methodologischen Kritik ging es hier vor allem um die Frage, ob es eine be­sonderen An­satz der funktionalistischen Erklärung gibt. Es lässt sich zeigen, dass unter bestimmten eng ge­fassten Bedingungen eine Funktionalanalyse in eine Kau­salanalyse überführt werden kann. Mei­stens wer­den diese Bedingungen von Funk­tionalisten jedoch nicht entsprechend präzisiert, so dass ihre Behauptungen wegen Unvollständigkeit nicht nachprüfbar sind. Sie sind daher ent­weder als Erklä­rungs­skizzen oder als Pseudoerklärungen anzusehen. Dabei ist auch nicht zu übersehen, dass die funktionalistische Betrachtungsweise einen systemkonservativen bias im­pliziert.

In neuerer Zeit wird vor allem von Vertretern des methodologischen Individu­alis­mus einge­wandt, dass zur Erklärung sozialer Prozesse die Beschreibung der rele­vanten Kausalmecha­nis­men erforderlich sei. Diese sei aber innerhalb soziolo­gi­scher Fragestellungen nur durch Rück­gang auf die Handlungen oder das Verhalten der beteiligten menschlichen Individuen befrie­di­gend zu leis­ten.

Auch im Falle der Kritik an dem Programm von Explikation und des Gegenvor­schla­­ges der "Dialyse" zeigt sich Poppers eigentümliche Argumenta­tions­stra­tegie: Die bekämpfte Position wird derart radikal übersteigert und damit verzeichnet, dass die Impraktikabilität einer derart extremen Position nicht mehr schwer nach­zu­weisen fällt. Die mo­de­ra­­tere und praktischere Lösung ist dann natürlich dieje­ni­ge aus Poppers Hand.

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