Wenn aber Popper nun doch hie und da explizite Definitionen gibt, weiß man wiederum nicht so recht, ob diese Veranstaltungen in sein deklariertes Programm fallen oder ob er in diesen Fällen nur opportunitätshalber davon abweicht. Der natürliche Gang der Dinge ist dann, dass einer der Jünger aufsteht und mit einer Kanonisierung der Worte des Meisters die Begriffe ins Allgemeinverständliche bringt. Mit dieser Popularisierung ist aber auch dann oft eine Vulgarisierung und/oder Trivialisierung verbunden. Aber so setzt sich diese Binsenweisheit durch: Wer selbst nicht definiert, der muss sich definieren lassen. Denn nur woran unser Verstand seine Werkzeuge ansetzen kann, kann er bewegen und bearbeiten. Und schon Platon, Aristoteles, Hegel und Marx haben zu spüren bekommen: Wer sich nicht selbst allgemeinverständlich ausdrückt, muss sich im Zeitalter der Massenpropaganda den terrible simplificateur gefallen lassen.
„Radical simplifications are allowable in science so long as they do not go against the essence of the given problem." (Morgenstern 1964a:575)
Wer aber die Probleme seines Gesprächspartners jedoch so simplifiziert, dass sie einfach unverständlich oder nur noch schlechthin abwegig erscheinen, hat über den rhetorischen Erfolg die Wahrheitssuche vergessen.
Andererseits betrachtet Popper als einen Nominalisten Hobbes, obwohl dieser seinen deklarierten Nominalismus im Hinblick auf seine eigenen Ansichten über das Bestehen und die Einsichtigkeit von Sachverhaltsstrukturen eigentlich revidieren müsste (Röd 1981a:284ff). Wie einstens für Aristoteles und Hobbes, besitzen auch für Hayek Definitionen allerhöchsten Erkenntniswert.[1])
"The politics of standardization is really what computers are about, unfortunately. If you are alone in a room with all the mental power in the world, like, say Richard Stallman, you are able to create an entire universe avenitio unto yourself. And you don’t need to worry whether you’re competing with anything else. However, if you’re going to deal with the world and bring in stuff from elsewhere and try to make other people adopt your ‚things,‘ then compatibility becomes an issue and the question is, 'What are the standards?'" (Nelson 1999a)
[1]) "Aber als Mitglieder einer Klasse, als gleiche Einheiten, über die wir Verallgemeinerungen machen können, können diese Modelle nie Eigenschaften besitzen, die wir ihnen nicht gegeben haben, oder die sich nicht deduktiv aus den Annahmen ableiten lassen, unter denen wir sie gebildet haben. Die Erfahrung kann uns nie lehren, dass irgendein soziales Gebilde Eigenschaften hat, die nicht aus der Definition (oder der Art, wie wir es gebildet haben) folgt. Der Grund dafür ist einfach, dass uns diese Ganzheiten oder sozialen Strukturen niemals als natürliche Einheiten gegeben sind, nicht bestimmte, der Beobachtung gegebene Objekte sind, dass wir es nie mit der Gesamtheit der Wirklichkeit zu tun haben, sondern immer nur mit einer Auswahl, die wir mit Hilfe unserer Modelle vorgenommen haben." (Hayek 1976a:99f)
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