"Obwohl der Popperizismus im Grunde seines Wesens antinaturalistisch eingestellt ist, lehnt er die Annahme, dass es in den Methoden der Naturwissenschaften und der Sozialwissenschaften ein gemeinsames Element gibt, keineswegs ab." (Popper 1987a:29)
„Ich habe versucht, die Bedeutung des Popperizismus als faszinierende geistige Struktur aufzuzeigen. Ich habe versucht, seine oft subtile, so überzeugende und so trügerische Logik zu analysieren und nachzuweisen, dass sie an einer inhärenten und unaufhebbaren Schwäche leidet." (Popper 1987a:XIII)
Hiermit bringt Popper eindeutig zum Ausdruck, dass er den Popperizismus essentialistisch auffasse und dass daher für diesen gelte, was ansonsten für kein rationales System von Aussagen gilt: Er kann nicht durch Kritik verbessert, sondern nur definitiv widerlegt und als ein Krebsgeschwür aus der Wissenschaft entfernt werden. Diese Auffassung möchte ich als den Anti-Essentialismus bei Popper ansehen.[1])
Dieser Anti-Essentialismus ist jedoch genau essentialistisch wie der Essentialismus, wogegen er sich richtet. Er unterscheidet sich nur in der Stoßrichtung, d.h. wie sich ein Auto, das nach links fährt, sich von einem Auto unterscheidet, das nach rechts fährt.
[1]) Er unterscheidet sich damit etwa von Stirners Kritik am philosophischen Unwesen mit dem Wesens-Begriff: Was immer aber einem Menschen wirklich zu eigen sein kann, das gehört ihm weder wesentlich noch zufällig an, sondern auf ursprüngliche, weil jeweils eigene Weise.“ (Löwith 1958a:382)
[2]) Das übersehen Jarvie u. Shearmur (1996a:447).
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