Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

Begriffspolitik

Das eigentliche Problem ist aber das der Theorienkonkurrenz sowie das der Be­griffspolitik. Je­de Theorie hat ihre Sprache und ihre Weltperspektive [1]). Hinter dem Kampf der Wörter ste­cken demnach ein Kampf der Sprachen sowie eine Be­griffspolitik.

„Jede Disziplin, die die aristotelische Methode des Definierens verwendet hat, blieb in einem Stadium leerer Wortmacherei und in einem unfruchtbaren Scho­lastizismus stecken, und das Ausmaß, in dem die verschiedenen Wissen­schaf­ten fähig waren, Fortschritte zu machen, hing ab von dem Ausmaß, in dem sie fähig waren, sich von dieser essentialistischen Methode zu befreien. (Das ist der Grund, warum ein so großer Teil unserer ‘Sozialwissenschaften’ noch immer im Mittelalter steckt.)" (Popper 1992b:59f)



[1]) „Man kann nämlich davon sprechen, dass der Begriffsapparat einer wissenschaftlichen The­orie, ganz un­ab­hän­gig von der speziellen Formulierung ihrer nomologischen Hypothesen, infolge seiner selektiven Funktion ei­ne bestimmte Perspektive enthält: die Sprache der Theorie involviert ihre Weltperspektive. Rivalisierende The­ori­en können natürlich mit demselben Begriffsapparat ope­rieren und damit die gleiche Perspektive enthalten, ob­wohl sie verschiedene Information über den betreffenden Realitätsbereich kodifizieren. Das ist aber keineswegs not­wendig. Es kann durch­aus vorkommen, dass zu einer Theorie über einen bestimmten Bereich eine Alternative ent­wickelt wird, die mit Hilfe eines in geringerem oder stärkerem Maße verschiedenen Begriffsapparates for­mu­liert ist, die also eine ‘andere Sprache spricht’ und damit auch eine andere Perspektive enthält. Eine Ent­schei­dung zwischen diesen beiden Theorien involviert also dann gleichzeitig eine Entscheidung zwischen solchen Per­spektiven. Daraus geht hervor, dass die Wahl einer Sprache und damit einer Perspektive keineswegs eine An­ge­legenheit der Willkür sein muss. In der Wissenschaft wird eine sol­che Wahl mit der Theoriebildung zu­sam­men­hängen und davon abhängen, welche Theorien sich in stärkerem Maße bewähren, Perspektiven dadurch, dass sie brauchbare Theorien ermöglichen, der Wandel der Perspektiven darin, dass er zum theoretischen Fort­schritt führt." (Albert 1964b:45)

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