Das eigentliche Problem ist aber das der Theorienkonkurrenz sowie das der Begriffspolitik. Jede Theorie hat ihre Sprache und ihre Weltperspektive [1]). Hinter dem Kampf der Wörter stecken demnach ein Kampf der Sprachen sowie eine Begriffspolitik.
„Jede Disziplin, die die aristotelische Methode des Definierens verwendet hat, blieb in einem Stadium leerer Wortmacherei und in einem unfruchtbaren Scholastizismus stecken, und das Ausmaß, in dem die verschiedenen Wissenschaften fähig waren, Fortschritte zu machen, hing ab von dem Ausmaß, in dem sie fähig waren, sich von dieser essentialistischen Methode zu befreien. (Das ist der Grund, warum ein so großer Teil unserer ‘Sozialwissenschaften’ noch immer im Mittelalter steckt.)" (Popper 1992b:59f)
[1]) „Man kann nämlich davon sprechen, dass der Begriffsapparat einer wissenschaftlichen Theorie, ganz unabhängig von der speziellen Formulierung ihrer nomologischen Hypothesen, infolge seiner selektiven Funktion eine bestimmte Perspektive enthält: die Sprache der Theorie involviert ihre Weltperspektive. Rivalisierende Theorien können natürlich mit demselben Begriffsapparat operieren und damit die gleiche Perspektive enthalten, obwohl sie verschiedene Information über den betreffenden Realitätsbereich kodifizieren. Das ist aber keineswegs notwendig. Es kann durchaus vorkommen, dass zu einer Theorie über einen bestimmten Bereich eine Alternative entwickelt wird, die mit Hilfe eines in geringerem oder stärkerem Maße verschiedenen Begriffsapparates formuliert ist, die also eine ‘andere Sprache spricht’ und damit auch eine andere Perspektive enthält. Eine Entscheidung zwischen diesen beiden Theorien involviert also dann gleichzeitig eine Entscheidung zwischen solchen Perspektiven. Daraus geht hervor, dass die Wahl einer Sprache und damit einer Perspektive keineswegs eine Angelegenheit der Willkür sein muss. In der Wissenschaft wird eine solche Wahl mit der Theoriebildung zusammenhängen und davon abhängen, welche Theorien sich in stärkerem Maße bewähren, Perspektiven dadurch, dass sie brauchbare Theorien ermöglichen, der Wandel der Perspektiven darin, dass er zum theoretischen Fortschritt führt." (Albert 1964b:45)
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