Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

22.10.2005

Alternativ-Radikalismus

„Nichts wäre absurder, als die Entscheidung, vor der man steht, auf den Ge­gen­satz von Hölle und Paradies zu reduzieren.“ (Touraine 1972a:17)

Mit dem Vorwurf des in­haltslee­ren Schematismus ging schon Hegel (1962a) gegen Fichte und Schelling vor.

Albert sprach von ‘Alternativradikalismus’ vor, den er insbesondere beim ideal­ty­pisch verfahren­den Systemver­gleich der Wirtschaftsordnungen (Eucken) vorfand.

Spinner (1978a:59) hält hingegen die Be­zeich­nung „Alternativ-Radikalismus“ für irreführend, weil in der trivi­a­li­sierten Version des „Jedermanns-Popper“ zwar die gesamte po­litische Ord­nungs­pro­blematik auf le­dig­lich zwei sich ausschließende Alternativen reduziert, die­se Alterna­tiven aber keines­wegs „radi­kal“ d.h. gründlich durchgeführt würden.

Heintel (1984a:114) zielt grund­sätzlich auf den­sel­ben methodischen Fehler, wenn er bei Ha­ber­mas das Be­wegen in scheinbar vollstän­di­gen Dis­junk­ti­o­nen kritisiert.

Claessens [1]) beabsich­tigte einst­mals, genau diese Fra­ge zum The­ma seiner Ha­bi­litation zu machen.

Eine entspre­chen­de Arbeit hat Bühl (1970a) schließ­lich in enzyklopädischer Weise ge­lie­fert.

Esser (1993a:58), von der Sy­stemtheorie zu ler­nen, lieh sich den Terminus „Leitdifferenz“.

Ausge­hend von sol­chen allge­meinen Scha­blo­nen wird gerne die so verwünschte und im­mer wie­der gern prakti­zier­te Kul­tur­kri­tik zurecht rä­son­niert. Nur die Schablonen wechseln der Mode ge­mäß.

So jetzt auch Ho­lis­mus (Har­ring­ton 1996a): Wird aber auch nur ein bisschen be­züglich To­talitarismus ge­klärt, wenn unter dieser Wort­hül­se "Holismus" Geschichte betrachtet wird?



[1]) „Ich hatte dazu verschiedene Pläne, z.B. auch den der Behandlung der Dichotomisierungs-Tendenz in der deut­schen Geistesgeschichte, d.h. der offenbar aus einer bestimmten Entwicklung der Logik, der ‘abend­län­dischen’ Lo­gik, resultie­ren­den Unfähigkeit der die deutsche Philosophie und dann Sozialwissenschaften tragenden Denker, prinzipiell über mehr als zwei - meist antinomische oder polare - Grundbegriffe in der Re­gi­strierung von Welt und Gesellschaft hinauszukommen - wäh­rend im gleichen Strom die Entwicklung in den Naturwissenschaften immerhin mit höchst dif­ferenzierten und oft dialek­ti­scheren Begriffssystemen gearbeitet wurde." (Claessens 1996a:53)

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