Eines Menschen Wort sei a = a und non-a = non-a.
Hegel mache sich jedoch ein Vergnügen daraus, als nicht zu überbietende Vernunfteinsicht zu fordern
a = non-a,
und hier hört bei Popper der Spaß auf. Mit Dialektik eröffnet die Geschichte der Philosophie; für Popper ist Dialektik jedoch eher eine persönliche Schrulle. Ein Philosoph, der jede Position schnurstracks mit ihrem Gegenteil konfrontiere und das auch noch für erkenntnisfördernd halte, ist ihm ein Scharlatan, dem man keinen Satz abnehmen könne, dieweil dieser mit seiner Behauptung immer auch gleich sein Gegenteil behaupte bzw. stets behaupten könne.
„Der Dogmatismus einer Lehre kann darin bestehen, (‘ungeschütztes Dogma’) dass Sätze ohne hinreichende Begründung und als wahr behauptet werden. (...) Aber es gibt auch eine Form des Dogmatismus (‘geschütztes Dogma’), deren dogmatischer Charakter viel stärker ausgeprägt ist: Dogmen können durch Dogmen in einer Weise gesichert werden, dass sie unter allen Umständen unberührbar bleiben müssen. Einen solchen qualifizierten Schutz bieten zum Beispiel Hegels Dialektik. (...) Hegel versucht gar nicht, Kants Nachweis zu widerlegen, sondern er errichtet seine Dialektik unmittelbar auf dem Begriff des Widerspruchs als einem notwendigen und eminent produktiven Faktor allen Denkens. Durch diesen Schachzug verliert nicht nur der Angriff Kants, sondern jeder denkbare Einwand seine Stütze: Er wird gar nicht abgewehrt, denn er kann das System gar nicht treffen (er trifft immer nur seine eigene Antithese). Jeder denkbare Einwand gegen das System könnte ja nur darin bestehen, dessen innere Widersprüche nachzuweisen. Aber ein solcher Nachweis bedeutet für das dialektische System keine Erschütterung, sondern eher eine Festigung, eine Bestätigung.“ (Popper 1994b:295f)
Für Popper ist es indes keine große Mühe, ein "unkritisierbares" System zu kritisieren. Sein Verdikt jedoch lautet Immunisierung, vor allem auch an die Adresse der zeitgenössischen Hegel-Nachfolger gerichtet. Denn noch Adorno versteigt sich zu der Behauptung:
„Solche Doppelschlächtigkeit, wie plausibel auch immer, widerstritte dem Prinzip der Widerspruchslosigkeit: Wissenschaft wäre dann eigenständig, und wäre es doch nicht. Dialektik, die das verficht, ...“ (Adorno 1969b:19)
Derlei Dialektik ist auch Albert (1980a:72f) ein offen erklärter logischer Bankrott, zudem rhetorisch subversiv. Tatsache ist jedoch, dass die „Doppelschlächtigkeit“ der Wissenschaft (aufgrund ihrer Autonomie und ihrer gesellschaftlichen Bedingtheit), auf die sich Adorno als einen sog. "Widerspruch" beruft, genau besehen gar keineswegs kontradiktorische Aussagen im Sinne der modernen Logik darstellen. Es wird ja nicht dasselbe und gleichzeitig sein Gegenteil in Bezug auf denselben Sachverhalt behauptet, sondern lediglich, dass sich derselbe Gegenstand in verschiedener Hinsicht unterschiedlich darstellt.
Die Frage stellt sich dann allerdings:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen