"Nicht zuletzt ist die Globalisierungsdebatte eine Amerika-Debatte." (Schwengel 1999a:57)
Ist die USA das weltweite Vorbild für die Gesellschaft der Zukunft? Zumindest die englischen und deutschen regierenden Sozialdemokraten haben die Utopie des Sozialismus mit der der offenen Gesellschaft vertauscht, als welche ihr gegenwärtig die USA erscheint:
"Mr Blair [1]) is also anxious to point out that economic reform is already taking place in France and Germany. However, he clearly believes that Britain is on the leading edge of labour market and welfare reform in Europe, and he is unapologetic about insisting that Europe must learn from the United States: 'We can’t have what’s been going on with the US economy for the last eight years or so and say well we’re not paying any attention to that; that’s just not intelligent.'" (Blair’s plan for Europe, The Economist 19/25-02-2000)
[1]) Der Streit um die Kandidatur des Parteilinken Ken Livingstone zur OB-Wahl von London macht das Dilemma der Politik Tony Blairs deutlich: "Vom 'dritten Weg' in die Sackgasse? Pyrrhussieg für Blair in London." Von Bernhard Heimrich, FAZ 22.02.00 Wie vormals Thatcher veränderte Blair die Wahlregeln, um den Sieg des Labour-Kandidaten zu verhindern.
Schon Marx benutzte die nicht ganz unschuldige "Methode", von der die ökonomische Entwicklung anführenden Volkswirtschaft auf die zukünftige Gestalt der übrigen zu extrapolieren.
Dieses Verfahren hat aber seine Gefahren, und mit Sicherheit recht eng gezogene Grenzen
Es liegt gerade in der Rolle des Vorreiters einer weltweiten Entwicklung, dass er schon durch diese Rolle in einer anderen Situation ist als alle anderen, die ihm folgen. Er dominiert als Innovationsführer das Gesamtsystem und ist dadurch bis zu einem gewissen Grade in der Lage, sein Besonderes als das Universelle zu setzen. Nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich kann der Vorreiter Vorteile der Innovationen ausnutzen, wie es seinen Nachfolgern später nicht mehr möglich sein wird. Die Nachfolger werden schon deswegen dem Vorreiter nie in allen Merkmalen gleich werden können.
Die Zukunft einer jeden Volkswirtschaft hängt von der jeweiligen Vergangenheit ab. Außerdem liegt es im Wesen von internationaler Arbeitsteilung, dass sie zu Differenzierungen der Beteiligten führt. So verfolgt jede einzelne Volkswirtschaft notwendigerweise ihren eigenen Entwicklungspfad.
Dies macht sich insbesondere auch im politischen Sektor bemerkbar. So hat das Vorbild der Französischen Revolution dazu geführt, dass sie in keinem anderen Lande mehr nachgeahmt wurde. Insbesondere das Bürgertum, hat aus den spektakulären Vorgängen weltweit seine Lehren gezogen und es meist wie in England oder in Deutschland vorgezogen, statt selbst nach politischer Herrrschaft zu streben, sich unter die Fittiche der überkommenen Elite zu flüchten.
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