Gibt es einen trade off zwischen Beschäftigungsrate und der Tendenz zur Gleichheit des Arbeitseinkommens?
Grund zieht in seiner Analyse folgende Bilanz:
„Die Entwicklung in Westdeutschland und den USA ist insofern ähnlich verlaufen, dass es vor allem den ungelernten Personen am Arbeitsmarkt schlechter geht. Diese Tatsache ist allerdings mit unterschiedlichen Konsequenzen für die Ungelernten verbunden. In den USA verringern sich die Löhne in Relation zu besser ausgebildeten Personen. In Westdeutschland werden sie immer häufiger in Arbeitslosigkeit abgedrängt, während die schlechter ausgebildeten Personen, die in der Beschäftigung bleiben, nicht von relativen Lohnsenkungen betroffen sind." (Grund 1998a:38)
Zumindest was die jüngste Vergangenheit angeht, ist die Mär von den arbeitsmarktpolitisch bedingten Standortnachteilen der Bundesrepublik erwiesenermaßen genau das:
"Die Permananz der Ausfuhrüberschüsse kann allerdings nicht nur mit den preiswettbewerblichen Vorteilen westdeutscher Unternehmen, die in der inländischen Geldwertstabilität und in der seit 1949 tendenziell unterbewerteten D-Mark begründet sind, erklärt werden, sondern auch durch eine Vielzahl anderer Faktoren. Diese reichen von der langjährigen stabilitätsorientierten Lohnpolitik der Gewerkschaften und den dadurch bedingten Kostenvorteilen westdeutscher Unternehmen auf den Auslandsmärkten, über die durch die Produktion von Investitionsgütern geprägte industrielle Struktur, die eine Außenorientierung determinierte, über die politische Dominanz exportorientierter Interessen in den außenwirtschaftspolitischen Entscheidungsprozessen in Bonn und über die hohe Angebotselastizität der westdeutschen Ökonomie bis hin zu den eher unterdurchschnittlichen Absatzchancen auf westdeutschen Märkten in der Folge einer in der Regel restriktiven makroökonomischen Politik." (Deutsch 1991a:41)
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