Der Theorienpluralismus oder theoretische Pluralismus ist keine Zustandsbeschreibung einer (chaotischen) Wissenschaftsdisziplin, sondern die mit dem Fallibilismus einhergehende methodologische Aufforderung, um vergleichende Kritik überhaupt durchführen zu können, zu einer zu beurteilenden wissenschaftlichen Position möglichst viele brauchbare Alternativen aufzusuchen oder zu konstruieren.
Der Theorienpluralismus setzt also Fallibilismus als Methodologie des Erkenntnisfortschritts erst in Gang, weil er Theorienbewertung ermöglicht. Er stützt sich selbst auf die erkenntnispsychologische Einsicht, dass empirische Tatsachen erst im Lichte von Theorien entstehen und für das Erkennen relevant werden; zudem sind metaphysische System für die empirische Erkenntnis nicht schlechthin wertlos, weil sie als Erkenntnisprogramme eingesetzt werden können zur Erzeugung neuer empirisch-wissenschaftlicher Theorien.
Paul K. Feyerabend, Problems of Empiricism, in: R. G. Colodny, (ed.), Beyond the Edge of Certainty, Essays in Contemporary Science and Philosophy, vol. II, Englewood Cliffs, N.J. 1965
Paul K. Feyerabend, How to Be a good Empiricist, in: Philosophy of Science, The Delaware Seminar, vol. II, 1963
Helmut F. Spinner, Theoretischer Pluralismus, in: Hans Albert, (Hrg.), Sozialtheorie und soziale Praxis, Eduard Baumgarten zum 70. Geburtstag, Meisenheim 1971, S. 17ff
Hans Albert, Traktat über kritische Vernunft, Tübingen 4. verb. Aufl. 1980
Helmut F. Spinner, Pluralismus als Erkenntnismodell, Frankfurt 1974
Diemer, A. et al. (Hrsg.): Der Methoden- und Theorienpluralismus in den Wissenschaften, Meisenheim am Glan 1971
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