Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

12.02.2007

Der Weg ist das Ziel

Mag diese Sackgasse uns heutzutage wie auch schon Platon und Aristoteles noch so offensichtlich sein, niemand kann im Voraus wissen, ob beim Durchlaufen einer Sackgasse bis zu ihrem toten Punkt (der sich aber doch praktisch nie errei­chen lässt, weil er sich immer weiter ins Unendliche hinausschieben lässt!) unterwegs nicht doch ein paar interessante Ergebnisse unseren Weg kreuzen. In solchem Falle gilt wie im touristischen Nor­malleben: Der Weg ist das Ziel. Doch ist denn die Wahl eines Weges minder pro­ble­ma­tisch als die Wahl eines Ziels? Hilft uns beim Wohin, wenn wir das Woher wissen?

„Es ist nemlich ein Unterschied, ob jener Bildungstrieb blind wirkt, oder mit Bewusstseyn, ob er weiss, woraus er hervorgieng und wohin er strebt. Denn diss ist der einzige Fehler der Menschen, dass ihr Bil­dungstrieb sich verirrt, eine falsche, überhaupt unwürdige Richtung nimmt, oder doch seine eigentümli­che Stelle verfehlt, oder, wenn er diese gefunden hat, auf halbem Wege, bei den Mitteln, die ihn zu sei­nem Zweck führen sollten, stehen bleibt. Dass dieses in hohem Grade weniger geschehe, wird dadurch ge­sichert, dass wir wissen, wovon und worauf jener Bildungstrieb überhaupt ausgehe, dass wir die we­sent­lichsten Richtungen kennen, in denen er seinem Ziele entgegengeht, dass uns auch die Umwege oder Abwege, die er nehmen kann, nicht unbekannt sind, dass wir alles, was vor und um uns aus jenem Trie­be hervorgegangen ist, betrachten aus als aus dem gemeinschaftlichen ursprünglichen Grunde her­vor­gegangen, woraus er mit seinen Producten überall hervorgeht..." (Hölderlin 3:258)

Eine meines Erachtens ausgezeichnete Übersicht über die aktuelle Diskussion erkenntnistheo­re­tischer Recht­fertigung gibt Grundmann(1997a). Das wichtigste Ergebnis eines solchen Aus­pro­bierens von Sackgassen scheint mir zu sein die Ergründung des Minenfelds bzw. der grund­legenden Struk­turen von Optionen, die systematisches Philosophieren aufzuweisen ver­mag. In solcher Wei­se geht die philosophische Forschung über in Systematologie (Kröner 1970a). Das syste­ma­ti­sche Moment darf dabei jedoch so stark überbetont werden, dass es den Übergang zu einem an­deren System zu einem derartigen Sprung werden lässt, bei dem man sich logisch den Hals bricht (Toulmin 1978a:123).

3 Kommentare:

meffo hat gesagt…

Der Dogmatiker dient hierbei dem Kritizisten als bisweilen lästiger, aber in dieser Funktion unersetzlicher advocatus diaboli ). Welche Freude und Genugtuung könnte ein wahrer Philosoph auch sonst noch gewinnen, wenn ihm niemand mehr widerspräche?! Denn ein wahrer Philosoph ist ein Freund der Wahrheit, und zwar einer Wahrheit, die er noch suchen muss, aber nicht der Wahrheiten, die er als gefundenen Bestand gesichert wähnt und alsgleich unters Volk austeilen möchte. Es ist demnach äußerst wichtig, die strategische Alternative zwischen Rechtfertigungsstrategie und Fallibilismus als eine fundamentale Option anzuerkennen, und diese Ansicht sich nicht, wie Gethmann (1979a) es versah, als einen bloßen Streit um Wörter wie „begründen" oder „kritisch prüfen" zu verstellen.

meffo hat gesagt…

"A philosopher has strong reasons to fumble and hesitate when he starts. In particular, he knows how much where he ends depends on where he begins: and where he begins may be all too arbitrary." (Agassi 1975a:10)

meffo hat gesagt…

) "The word 'method' is the Greek for way." (Agassi 1993a:244)