Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

17.01.2007

Wissenschaft als Sprachspiel definieren?

Wenn wir allerdings die Wissenschaft als ein 'Spiel' auffassen, das durch bestimmte methodische Regeln 'definiert' ist, dann ist sie damit in dieser Hinsicht gegen Kritik immunisiert, und eine rationale Diskussion über die Angemessenheit von Regeln und Kriterien ist damit ausgeschlossen. Natürlich lässt sich unter diesen Umständen auch die oben kritisierte antirealistische Position ohne weiteres halten. Wer die Möglichkeit rationaler Diskussion in diesem Bereich zugesteht, muss die 'Autonomie' der Wissenschaft im Sinne der erwähnten 'Spielauffassung' 42) zurückweisen." (S. 26)

Anm. 42: Das trifft auch u.a. eine Paradigma-Auffassung wie die von Kuhn und andere der Wittgensteinschen Sprachspiel-Konzeption verpflichtete Anschauungen.

Hans Albert, Die Wissenschaft und die Fehlbarkeit der Vernunft, Tübingen 1982

Alberts kritisches Argument setzt voraus, dass eine Definition von Wissenschaft qua Spiel per se dogmatisch sein müsse. Man kann jedoch die Spiel-Metapher auch für einen Erklärungsversuch einsetzen, der nicht notwendig gegen Kritik immunisiert sein muss.

Grundfehler von Albert hier die Identifizierung von Immunisierung mit der Anwendung einer bestimmten logischen Form, der Definition.
"Immunisierung" betrifft jedoch die pragmatisch-erkenntnisstrategische Dimension, d.h. wie man mit Kritik umzugehen bereit ist. Die Verwendung einer bestimmten logischen Form ist demgegenüber neutral, d.h. man kann eine Definition kritisch wie unkritisch oder dogmatisch verwenden.

Ein Beispiel für die immunisierende definitorische Gleichsetzung einer bestimmten Einzelwissenschaft (Nationalökonomie) mit einem bestimmten etablierten Theorieparadigma derselben (Mikroökonomie) derselben Wissenschaft liefert indes in der Tat

Joachim Weimann, Überlegungen zum Theoriebegriff der Wirtschaftswissenschaften, Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 109, 2, 1989, S. 233-264

1 Kommentar:

meffo hat gesagt…

Eine Definition (lat. de ab, weg; finis Grenze, also Definitio = Abgrenzung) ist eine möglichst eindeutige Bestimmung oder Festlegung der Bedeutung eines Begriffes.

Nach herkömmlicher Auffassung bilden Definitionen die Grundbausteine aller Wissenschaften, oder zumindest für deren Terminologie. Nach neuerer Auffassung sind Begriffe an sich eher unwichtig und in ihrer sprachlichen Funktion untergeordnet den Aussagen und Theorien, in deren Zusammenhang sie verwendet werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Definition

„'Definitionen sind Dogmen, nur die Deduktionen aus ihnen sind Erkenntnisse', sagt Menger, und sicher gilt das für die Definition des Wissenschaftsbegriffes..." (Popper 1984a:27)

Definieren überflüssig?,
http://globalmizzry.blogspot.com/2005/10/definieren-berflssig.html