Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

23.01.2007

Soziologische Wahrheit nichts für Reaktionäre

"Während jedoch bei der Naturerkenntnis die Wahrheit von Menschen mit unterschiedlichen ideologischen Positionen, mitunter sogar von ausgesprochenen Reaktionären aufgedeckt werden kann, sofern sie an der materiellen Produktion, an der Rüstung usw. interessiert sind, können Reaktionäre - infolge der Widersprüche zwischen ihren Interessen und dem objektiven Verlauf der Geschichte - die Wahrheit des gesellschaftlichen Lebens nicht erkennen."

Wladislaw Kelle, Matwej Kowalson, Theorie und Geschichte, Berlin 1984 (aus dem Russ. Moskau 1981), S. 10

Wahrheit kann nur erkennen, wer ein Interesse daran hat.
Nur das Proletariat hat ein Interesse an der geschichtlichen Wahrheit.
Also kann nur proletarische Wissenschaft echte Wissenschaft sein.

So ist wohl das Argument.
Doch schon die Anfangsthese macht stutzig. Stimmt das generell?
Sieht sich nicht auch mancheiner zu einer gewissen Erkenntnis bzw. Einsicht gzwungen, der daran keineswegs interessiert ist?

Allerdings macht dies Argument verständlich, wieso Parteilichkeit und Objektivität zusammenfallen können:
Wer objektiv an der Wahrheit interessiert ist, dessen Standpunkt ist (stets?!) wahr.

Insgesamt scheint die Argumentation doch weit mehr Kurzschluss als schlüssig zu sein.

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