Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

28.08.2007

Ludwig Feuerbach / Marxismus

Feuerbachs Hauptleistung für Karl Marx und Friedrich Engels bestand darin, dem deutschen Idealismus, der in Hegel kulminierte, den Standpunkt des [[Materialismus]] entgegengesetzt zu haben, welcher den Menschen in seiner Wirklichkeit zum Ausgangspunkt nimmt. Marx und Engels haben Feuerbachs Hegel-Kritik begeistert anerkannt und in den Grundzügen nur noch erweitert - in Gegensatz zu den als "Neomarxisten" bezeichneten Vertretern der [[Kritische Theorie | Kritischen Theorie]] wie etwa [[Herbert Marcuse]], die Marx "rehegelianisiert" haben.

"Feuerbachs große Tat ist:
1. der Beweis, daß die Philosophie nichts andres ist als die in Gedanken gebrachte und denkend ausgeführte Religion; eine andre Form und Daseinsweise der Entfremdung des menschlichen Wesens; also ebenfalls zu verurteilen ist;
2. die Gründung des wahren Materialismus und der reellen Wissenschaft, indem Feuerbach das gesellschaftliche Verhältnis »des Menschen zum Menschen« ebenso zum Grundprinzip der Theorie macht;
3. indem er der Negation der Negation, die das absolut Positive zu sein behauptet, das auf sich selbst ruhende und positiv auf sich selbst begründete Positive entgegenstellt."

[Marx: ''Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844.'' S. 200f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 768f (vgl. MEW Bd. 40, S. 569-570)]



Indes fasst Feuerbach nach Marx den Menschen nur als abstraktes Naturwesen, d.h. ohne die gegenständlich-praktische Aktivität der Menschen in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Geschichte konkret in Theorie und revolutionäre Praxis einzubeziehen.

"Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv." [http://www.mlwerke.de/me/me03/me03_005.htm Karl Marx: ''Thesen über Feuerbach'' (1847)]-

"Stirner hat recht, wenn er 'den Menschen' Feuerbachs, wenigstens des 'Wesens des Christentums' verwirft; der feuerbachsche 'Mensch' ist von Gott abgeleitet, Feuerbach ist von Gott auf den 'Menschen' gekommen, und so ist 'der Mensch' allerdings noch mit einem theologischen Heiligenschein der Abstraktion bekränzt. Der wahre Weg, zum 'Menschen' zu kommen, ist der umgekehrte. Wir müssen vom Ich, vom empirischen, leibhaftigen Individuum ausgehen, um nicht, wie Stirner, drin stecken zu bleiben, sondern uns von da aus zu 'dem Menschen' zu erheben. 'Der Mensch' ist immer eine Spukgestalt, solange er nicht an dem empirischen Menschen seine Basis hat. Kurz, wir müssen vom Empirismus und Materialismus ausgehen, wenn unsre Gedanken und namentlich unser 'Mensch' etwas Wahres sein sollen; wir müssen das Allgemeine vom Einzelnen ableiten, nicht aus sich selbst oder aus der Luft à la Hegel." (Engels an Marx, 19.11.1844, MEW 27:12)


Es war den Gründern des [[Marxismus]] also von entscheidender Bedeutung, nicht nur Hegel überwunden zu haben, sondern darüber hinaus weiter zu gehen und auf der gewonnenen neuen Grundlage eine Wissenschaft konkret zu entwickeln.

* Walter Jaeschke, Werner Schuffenhauer (Hrg.): ''Ludwig Feuerbach, Entwürfe zu einer Neuen Philosophie.'' Felix Meiner Verlag Hamburg 1996, ISBN 3-7873-1077-0;

enthält neben einer Einleitung der Herausgeber: ''Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie,'' ''Grundsätze der Philosophie der Zukunft,'' (vgl. Ges. Werke, Akademie-Verlag Bd. 9) sowie ''Übergang von der Theologie zur Philosophie,'' ''Grundsätze der Philosophie. Notwendigkeit einer Veränderung.'' (neu erstellt aufgrund Manuskripte aus dem Nachlass).

Keine Kommentare: