Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

19.08.2007

Apriorismus

Apriorismus ist in der Erkenntnistheorie eine Auffassung im Sinne der Rechtfertigungsstrategie, die in Erfüllung des Satzes vom zureichenden Grund der Forderung der Letztbegründung verlangt: Die Wahrheit von einzelnen Aussagen ist zu beweisen durch logische Deduktion aus letzten wahren Voraussetzungen. Diese werden in der Philosophie des Rationalismus herkömmlicher Weise als evidente Axiome vorgestellt oder als a priori gültige Aussagen mit einer Geltungsweise ähnlich wie die einer Tautologie.

Das Vorbild hierfür lieferte neben der Euklidischen Geometrie die Kritik der reinen Vernunft. Immanuel Kant war so von der Wahrheit der Newtonschen Physik überzeugt, dass er daraus meinte schließen zu können, es gebe gültige synthetische Urteile a priori.

Die physikalische Theorien wurden seither immer wieder abgeändert, so dass Kants Überzeugung heutzutage über keine naturwissenschaftliche Basis mehr verfügt. Dennoch wird der Apriorismus manchmal noch mehr oder minder explizit vertreten, obwohl seine Kritiker - von Friedrich Engels angefangen bis Karl Popper - ihm immer wieder entgegenhalten, dass er, um seiner Zielsetzung gemäß die Wahrheit von Aussagen zu stützen, gerade die am schlechtest geeignete bzw. am wenigsten wissenschaftlich überprüfte Grundlage gewählt habe.

1 Kommentar:

meffo hat gesagt…

Cassirer moniert den Gegensatz zwischen Apriorismus und Empirismus als schematisch konstruiert:

"Schon im Verhältnis von Descartes und Newton wurde es klar, dass die empirischen Mängel der Cartesischen Physik nicht aus dem Überwiegen der rationalen Faktoren entspringen, sondern umgekehrt aus der mangelnden prinzipiellen Klarheit über diese Faktoren zu erklären sind. Nun zeigt sich das gleiche für Galilei, dessen Physik Descartes überall dort nicht erreicht, wo er von seiner Methode der mathematischen Analyse zu frühzeitig abgeht und sich in der unmittelbaren Konstruktion der Einzelvorgänge verliert. Der Gegensatz von Erfahrung und Denken reicht, da er sachlich falsch gestellt ist, auch für die Charakteristik der großen historischen Erscheinungen in Philosophie nicht aus. Überall dort, wo die rationalen Prinzipien verfehlt werden, wird damit die 'Erfahrung' – im Sinne der Wissenschaft – verfehlt." (ECW 1, S. 68)

Sind wir damit nicht bei der Dialektik von Deduktion und Induktion angelangt?

vgl. Marxens Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten,
"Die Methode der politischen Ökonomie", MEW 13, 631 ff.