Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

09.07.2007

Emanatistische Logik

Emanatistische Logik ist in der Philosophie bzw. Wissenschaftstheorie eine Bezeichnung für eine bestimmte begriffslogische Auffassung des Verhältnisses von Allgemeinbegriffen zu Einzelbegriffen, welche nämlich von der Idee der Emanation oder Entäußerung ausgehe.

Das Besondere entstamme hiernach einer realen Abhängigkeit vom Begriff als einer ‘organischen’ innigen Durchdringung von Gattung und Einzelwirklichkeit. Dabei entlasse der Begriff den besonderen Verwirklichungsfall sozusagen aus seiner überreichen Fülle.[1]

Der Begriff wurde von Emil Lask zur Charakterisierung der Dialektik Hegels eingeführt, in Abgrenzung etwa zum Verfahren der Bildung von Allgemeinbegriffen durch die Verallgemeinerung von Einzelfällen (Abstraktion).
Max Weber hat die methodologische Vorarbeit der Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus benutzt zu einer Kritik an der Vorgehensweise der nationalökönomischen Historischen Schule, der er dabei vor allem die unzulässige Vermengung miteinander inkompatibler logischer Verfahren vorwarf.

Es ist offen, ob hierdurch Hegels Logik von Lask und Weber befriedigend rekonstruiert worden ist.
Noch weitaus fraglicher ist indes, inwieweit eine (materialistische Dialektik) durch diese logische Rekonstruktion mitgetroffen wird, nachdem Karl Marx selbst sowie auch Friedrich Engels, hierin weitgehend Ludwig Feuerbach folgend, Hegels Ableitungsverfahren gerade auch unter logischen Gesichtspunkten angegriffen haben.

Literatur [Bearbeiten]

  • Emil Lask: Fichtes Idealismus und die Geschichte. Tübingen 1914 (zuerst: 1902)
  • Emil Lask: Logik der Philosophie und die Kategorienlehre. Eine Studie über den Herrschaftsbereich der logischen Form. Tübingen 1911
  • Max Weber: Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie. 1903-1906, in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, UTB 1492, Tübingen 1988

Anmerkungen [Bearbeiten]

  1. „Nach der Entscheidung der Frage, welcher Wahrheits- und Wirklichkeitsgehalt den Gattungsbegriffen zuzuerkennen ist, lassen sich alle von jeher aufgestellten Begriffstheorien in zwei Hauptgruppen teilen. Die Anhänger der einen halten das logisch Untergeordnetste, das Inhaltreichste, das, was der Stufenfolge der Begriffe nach unten hin eine Schranke setzt, kurz die unbegrenzte Zahl der Einzeldinge, das empirisch unmittelbar Erlebbare, für die einzige Wirklichkeit, für die unverrückbare Basis, von der alle Begriffsbildung ihren Ausgang nimmt. Das Empirische wird ihnen zur einzigen und vollen Wirklichkeit: der Begriff zu einem künstlich ausgesonderten Teilinhalt ohne eigene Existenzfähigkeit, der durch Auflösung des ursprünglich Verbundenen entsteht und sich lediglich als Produkt des Denkens erweist. Die Begriffsbildung vollzieht sich hier durch Analyse des unmittelbar Gegebenen; wir können die Logik, die auf diesem Standpunkt steht, kurz die analytische Logik nennen. Die ihr entgegengesetzte Richtung deutet die logische Herrschaft des Begriffs über das Einzelding zur realen Macht einer höheren Wirklichkeit um, der gegenüber die Welt des Empirischen zu einer niederen und abhängigen Daseinsform herabgedrückt wird. Diese Richtung hat einen großen Formenreichtum entwickelt, bei dessen Erzeugung mannigfache metaphysische und erkenntnistheoretische Gedanken wirksam gewesen sind. Es lässt sich aber zeigen, dass diese alle auch einem rein logischen Ideal des Begriffs zustreben, das seiner Struktur nach dem Begriff, wie ihn die analytische Logik fordert, in wesentlichen Punkten entgegengesetzt ist. Bei diesen Theorien nämlich muss der Begriff stets inhaltsreicher als die empirische Wirklichkeit ausfallen, nicht als deren Teil, sondern umgekehrt so gedacht werden, dass er sie als seinen Teil, als Ausfluss seines überwirklichen Wesens umfasst. Beziehungen zwischen Begriff und Einzelnem werden dann nicht etwa durch ein die Begriffe erst bildendes Denken ermöglicht, sondern entstammen einer realen Abhängigkeit des Besonderen, einer ‘organischen’ innigen Durchdringung von Gattung und Einzelwirklichkeit. Da hierbei der Begriff den besonderen Verwirklichungsfall sozusagen aus seiner überreichen Fülle entlässt, mag die solche Ergebnisse hervortreibende Anschauungen eine emanatistische Logik genannt werden. Schon diese kurze Übersicht muss gezeigt haben, dass das Prinzip der Einteilung in die beiden Arten der Logik gebildet wurde durch ein verschiedenes Verhältnis des Begriffs zur empirischen Wirklichkeit, zu der er sich nämlich das eine Mal als unterwirklicher Teilinhalt, das andere Mal als überwirklicher Urgrund verhält." (Emil Lask: Fichtes Idealismus und die Geschichte. Tübingen 1914 (zuerst: 1902), S. 25f)

Siehe auch [Bearbeiten]

Begriffslogik, Universalienstreit, Essentialismus

Keine Kommentare: