Dies ist der gebündelte Versuch einer Replik auf: Karl R. Popper, Das Elend des Historizismus, was eine Replik darstellte auf: Karl Marx, Das Elend der Philosophie, was eine Replik darstellte auf: Proudhon, Die Philosophie des Elends

18.06.2007

Poppers Widerlegung des Historizismus

Historizismus

Ein Mensch weiß nur, was er weiß.

Was ein Mensch nicht weiß, das weiß er nicht.

Über diese Tautologie bzw. ihre Negation hat Popper ein ganzes Buch geschrieben (Das Elend des Historizismus).

Denn wer einen logischen Beweis geben will, dass Nichtwissen kein Wissen ist, wird über diese Tautologie niemals hinausgelangen (sosehr er auch im Einzelnen die logische Beweiskette aufzudröseln unternimmt!).

Die Frage, wie neues Wissen möglich ("the logic of scientific discovery") ist und wie man einen konkreten Prozess möglichen neuen Wissenserwerbs im Voraus einzuschätzen vermag, ist mit dieser logisch-abstrakten Vorgehensweise noch in keinster Weise auch nur berührt.

Dass psychologisch die Grenze zwischen Wissen und Nichtwissen nicht anders als fließend ist, hat indes sogar schon der super-reine Analytiker Kant gesehen.

Überhaupt, sprachlogisch gesehen, trifft es sowohl bei der Beschreibung konkret-historische Wissensbestände, die in der Zukunft liegen mögen, als auch generell bei künftigen historischen Ereignissen zu, dass das Konkrete sich immer nur in allgemeinen Begriffen wiedergeben lässt. Derart allgemeine Begriffe enthalten jedoch stets (zumindest in nuce) theoretische Beschreibung und Erklärung; also auch auf diese Weise notwendig auch "Vorhersage-Möglichkeiten" (die sich ihrerseits kritisch gegenüber Alternativen prüfen lassen).

Wenn dem nicht so wäre, so wäre auch jedwede wissenschaftspolitische Einschätzung der Erkenntnischancen künftiger Forschungsvorhaben nicht nur unnütz, sondern ohne jedwede Erkenntnisgrundlage.

Im Übrigen läuft der poppersche Demarkationismus (in schlechter Nachfolge von Kants erkenntniskritischem Programm) darauf hinaus, per logischem Unmöglichkeits-Beweis einen Erkenntnisverzicht zu oktroyieren. Die Logik kann nur Kontradiktionen abweisen; was jedoch beweist die Gültigkeit der Logik? (=> infiniter Regress!)

Eine solche Strategie absoluter Begründung (die Kant noch auf dem menschlichen Erkenntnisapparat sowie der Gültigkeit der newtonschen Physik gründen zu können glaubte) steht damit in eklatantem Gegensatz zum Programm des von Popper später rezipierten Fallibilismus, welcher plädiert für die Konstruktion kühner Hypothesen und deren anschließender Kritik in einem Prozess des Alternativenvergleichs.

In diesem Sinne kritische Vergleiche werden gehindert bzw. von Anfang an unmöglich gemacht, wenn a priori bestimmte Alternativen überhaupt nicht zum Wettbewerb zugelassen werden. Nach der Prozesslogik des Fallibilismus lässt sich erst nach kritischer Prüfung feststellen, was Pseudoerkenntnis ist oder nicht; diese Prüfung setzt allerdings voraus, dass man die Alternativen möglichst genau betrachtet, also zum Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion macht, und nicht mit willkürlichen Pseudoargumenten von selbsternannten Wissenschaftsautoritäten (Feyerabend: "Ayatollah Popper") ausgrenzt.

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